Nachruf

05. November 2020

Anton Schmid-Wiprächtiger

Luthern/Schüpfheim

Unser Vater Anton Schmid, geboren als viertes Kind (nach drei Schwestern) den Eltern Marie Schmid-Emmenegger und Anton Schmid in Schüpfheim. Auf dem Hof Siggenhusen erlebte er inmitten vier Schwestern und fünf Brüdern eine schöne, von Handarbeit und Selbstständigkeit geprägte Jugendzeit.

Viele Fotos und Jugenderinnerungen erzählen vom Alltag auf dem Feld, Hof und Schule. In aller Herrgottsfrühe Heugras mähen, alles im gleichschnitt mit seinen Brüdern und Vater. Oder gemeinsam mit Schwestern und Brüdern bei der Getreideernte.

Mit der Schulklasse auf einen Winterausflug auf die Schrattenfluh, mit Holzschuhen auf dem gefrorenen Schnee den Hang runter. Während der Kriegszeit wurden die Bauernbuben in der Sekundarschule im Sommer für drei Monate für Feldarbeiten der Schule freigestellt. So entging ihnen auch die Schulreise aufs Rütli. Welche sie anderntags dann selbständig mit dem Velo nachholten. 

Die Landwirtschaftliche Schule in den Wintermonaten (1944/45 und 1945/46) in Pfäffikon war in seinen Erinnerungen immer präsent. Die strenge Regie der Patres liess es nur unter grösster Geheimhaltung zu, über den See in Rapperswil den Ausgang zu geniessen. Die Arbeiten mit Pferden, das war seine Leidenschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass er 1947, exakt 30 Jahre nach seinem Vater, auch die Kavallerie-Rekrutenschule in Aarau absolvierte. Und auch in der Schwadron 22 seine Dienstpflicht erfüllte. Sein Eidgenoss war nun sein täglicher Begleiter auf Hof, Feld und an Springkonkurrenzen. Ende der 1940er-Jahre durfte er sich auf dem Hof seiner Mutter, auf dem Unter-Lindenbühl, selbstständig machen. 

Mit den Jahrgängern von Schüpfheim und Berufskollegen von Pfäffikon, den Dragoner-Kameraden pflegte er bis zuletzt Kontakte und freute sich an immer wiederkehrenden Treffen, oder nahm Anteil an ihrem Ableben.

Im Militärdienst begegnete er seiner späteren Ehefrau Anna Wiprächtiger aus Hergiswil im Restaurant Kreuz, Bärtiswil, wo sie in der Küche arbeitete.

Dragonerlied 1.Strophe

Mädchen hab acht. Mädchen hab acht.                                

Auf einem Rappen so schwarz wie die Nacht.

Kommt der Dragoner geritten, Reiten macht jung, Reiten macht frei!

Am 4. Mai 1954 gaben sie sich in der Wallfahrtskirche Heiligkreuz das Jawort. 

Nun gemeinsam wirtschafteten sie auf dem sonnigen Bauernhof. In den folgenden fünf Jahren belebten vier Kinder die grosse Stube auf dem Lindenbühl. Im Herbst 1960 kaufte sein Cousin im Luthertal eine landwirtschaftliche Liegenschaft. Im Frühjahr 1961 wurde das fünfte Kind geboren und die junge Familie zügelte «enet» dem Napf ins Luthertal.

Die weitläufige grosse Liegenschaft auf der Brügglismatt bedeutete für unseren Vater eine strenge Zeit. In Mueti hatte er eine treue Stütze, die liebend die grösser werdende Kinderschar umsorgte.

Vati, beschäftigt mit der wachsenden Arbeit auf Feld und Hof, nun zweispännig, ja gar dreispännig mit dem Pflug auf dem Feld. Auch die Karrwege wurden länger und dank der treuen Mithilfe von Seppi Limacher im Stall konnte sich Vati den Feldarbeiten widmen.

Für uns Kinder waren Sonntagswanderungen immer ein Ritual, über die Bösegg, Birchbühl oder ins Nollental, Hickern zu den Grosseltern nach Hergiswil. Vati lernte das Autofahren, die Wege ins Dorf, ins Entlebuch zu Besuchen wurden kürzer und bequemer.   

Anfang der 1970er-Jahre, Maschinen erleichtern die Arbeit auf dem Hof, mit der eindringlichen Mahnung zur grössten Vorsicht, durften wir Söhne immer mehr diese Arbeit erledigen. Nebenbei engagierte sich Vati im Samariterverein, wo auf der Vereinsreise sein Kessel mit Suppe nicht fehlen durfte. 

Vati war für uns ein lieber, umsichtiger Vater. Seine grosse Verantwortung mit der Familie und dem Hof verdrängte zwar zum Teil die Nähe zu uns Kindern. Später im Umgang mit den Grosskindern lebte er zunehmend wieder mehr Entspanntheit und sorgte sich immer wieder liebevoll um ihr Wohlergehen.

1976 wird die Brügglismatt verkauft und die Familie zieht mit Hab und Gut auf die Mettmenegg. Als Mitglied der Braunviehzuchtgenossenschaft Hergiswil-Luthern übernimmt Vati danach sehr pflichtbewusst das Milchwägen. 1981 endete die Pacht und damit auch Vatis landwirtschaftliche Tätigkeit. Nun zieht sein Sohn Urs zurück ins Entlebuch und übernimmt den Hof auf Lindenbühl. 

Mueti und Vati ziehen in die Hofstatt, und bis zur Pensionierung findet er Arbeit bei der Firma Bärtschi in Hüswil. Ferien waren neu, Jahr für Jahr ging es auf die Golzernalp, dies war für beide immer eine willkommene Auszeit. Mit der Wiesenau im Dorf Luthern erwarben sie ihr zukünftiges Daheim. Vati richtete sich eine kleine Holzwerkstatt ein. Im eigenen Wald wurde Holz aufgearbeitet, perfekt geschichtet, verkauft und geliefert. Wir Kinder mit Familien, Grosskinder und Enkelkinder waren herzlich willkommen und er freute sich, wenn er ihnen ein kleines Geschenk mit auf den Heimweg geben konnte. In seinem Auto waren immer Holzer-Werkzeuge, und die Sense war zur Hand, um irgendwo für Ordnung zu sorgen. Mit der Zeit wurden die Kreise um die Wiesenau immer kleiner, und Vati durfte die Mahlzeiten der Spitex, die er über Jahre pünktlich zur Mittagszeit verteilte, nun selbst zu Hause geniessen.

In der Karwoche 2017 durfte Mueti im Begegnungszentrum Luthern von dieser Welt Abschied nehmen. Und Vati entschied sich im Frühjahr 2019 nach einer Lungenentzündung auch ins Begegnungszentrum zu ziehen. Gut umsorgt fehlte es ihm an nichts und im September ging mit seiner Unterschrift die Wiesenau an eine junge Familie über. 

Er wusste um seine Atemschwäche und war vorbereitet. In den frühen Morgenstunden des 14. November 2019, am Tag nach seinem Geburtstag, nahm er im Frieden Abschied von dieser Welt.    

Traurig, aber dankbar für die schönen Erinnerungen, mussten wir am 2. Juni 2020 von deiner Tochter, unserer lieben Schwester Bernadett für immer Abschied nehmen.

Alles hat seine Zeit. 

Sich begegnen und verstehen.

Sich halten und lieben.

Sich loslassen und erinnern.  

Ruhet in Frieden.