Nachruf

07. Juni 2018

Anton Affentranger-Stalder

Alberswil

Am 1. September 1930 wurde Toni als viertes Kind der Familie Affentranger-Wittwer in Grosswangen geboren. Dort verbrachte er die ersten Kinderjahre zusammen mit zwei Schwestern und drei Brüdern.

Im Winter 1933 zog die Familie ins Riedtal. In einfachen Verhältnissen bewirtschafteten sie einen kleinen Bauernhof. In dieser Zeit der Wirtschaftskrise mussten alle viel arbeiten und auf vieles verzichten. Toni besuchte zusammen mit seinen Geschwistern die Schule in Schülen. Sie erreichten das Schulhaus nach einem anstrengenden halbstündigen Fussmarsch, der natürlich in strengen Wintern länger dauerte.

Besser als das Lernen in der Schule gefiel Toni das Arbeiten in der freien Natur. So half der junge Bursche tatkräftig mit beim Torfstechen im Ostergau.

1950 zog er zu Hans Galliker nach Menznau. In der Werkstatt lernte er das Reparieren von Velos und Motorrädern. Er war technisch begabt und lernte viel dazu.

1954 gründete er mit seinem Bruder Walter ein Baugeschäft in Daiwil.

Im gleichen Jahr heiratete er in der Kapelle Maria Zell in Sursee Paula Stalder von Willisau. Bald stellte sich bei Affentrangers Nachwuchs ein. Nach dem Sonnenschein Heidy gesellte sich ein Jahr später Stammhalter Toni dazu. Die strenge Arbeit auf dem Bau und das Führen des Dorfladens forderten das junge Paar Tag für Tag. Viele auftretende Schwierigkeiten bewältigten die beiden mit ihrer positiven Einstellung zum Leben.

1962 erfolgte der Umzug nach Menznau. Toni führte nun das Geschäft alleine weiter. Im erweiterten Kundenkreis konnte er kleinere und grössere Aufträge erfüllen. Legendär sind die runden Futtersilos, die er bei Bauern im ganzen Kanton Luzern erstellte. Bei Ausfahrten in den letzten Jahren pflegte er jeweils zu sagen: «Dieses Silo dort drüben habe ich vor vielen Jahren auch gemacht.» In dieser Zeit hatte nicht jede Familie ein Auto. Darum lud der Vater an schönen Samstagnachmittagen einige Nachbarskinder ein und machte mit dem VW-Bus eine Fahrt ins Blaue. Das war jeweils eine freudige Abwechslung nach harten Arbeitstagen.

1973 zog die unternehmungsfreudige Familie nach Alberswil. Zusammen mit Mami gründete er ein kleines Transportgeschäft. Mit dem Saurerlastwagen erledigte er voller Elan viele Kundenwünsche. Mami übernahm alle Büroarbeiten. Dazwischen fand sie noch Zeit für kleinere Transporte mit dem Opel Blitz. Toni fasste jetzt den Entschluss, ein eigenes Haus mit einer grossen Halle zu bauen. Beide mussten dafür in dieser Zeit sehr hart arbeiten.

Zwei freudige Ereignisse waren für die Grosseltern 1975. Im August heiratete Heidy Willy Birrer und zog mit ihm ins Seetal nach Ballwil. Im Herbst heiratete Toni Klara Roth und wohnte dann in Alberswil.

1977 zogen die Affentrangers in ihr neues Eigenheim in der Wiggermatte. Da es immer mehr Aufträge gab, half Sohn Toni bald im Transportgeschäft mit.

In den nächsten Jahren brachten sechs Grosskinder, vier Mädchen und zwei Buben viel Betrieb ins schöne Haus an der Wigger. Beide Grosseltern freuten sich an den heranwachsenden Kindern. Sie hatten ein grosses Herz für alle. Wir Grosskinder reisten immer gerne nach Alberswil. Da trafen wir die vier Cousinen. Es war jeweils etwas los. Ich denke da vor allem an die aufregenden Kutschenfahrten mit den zwei Haflingern. Unser Grossvater war ein guter Kutscher. Viele bewunderten auf den Ausfahrten die eleganten Planwagen. Aus vielen Occasionsteilen baute er noch weitere schöne Wagen in seiner Freizeit zusammen. Wenn ein Velo nicht recht funktionierte, konnte er sofort fachmännisch helfen. Für uns Grosskinder hatte er immer eine Lösung bereit. Da zeigte er sein grosses technisches Geschick.

Neben den vielen Transportfahrten fand der Grossvater immer wieder Zeit für Hobbys und Kurzferien. Am liebsten verreiste er mit seinem VW-Bus für einige Campingferientage ins Tessin oder in die Murtensee-Region und den Mont Vully. 

Viel Freizeit verbrachte er bei den Bienen im selber gebauten Bienenhaus. Nach dem Schleudern freuten sich viele Schleckmäuler auf den süssen Honig. Nach seiner Pension entdeckte er zusammen mit Mami den Jura. Auf vielen Nachmittagsfahrten besuchten sie die abgelegensten Bergbeizli. Auch an den verschiedenen «Stobeten» waren sie gern gesehene Gäste. Beide liebten die rassige Ländlermusik und ein  Tänzchen durfte auch nicht fehlen. Die Affentrangers freuten sich über Besucher in der Wiggermatte. Viele Freunde genossen jahrelang ihre Gastfreundschaft bei einem Kaffee Luz und einem eifrigen Jass.

1999 und 2000 waren zwei wegweisende Schicksalsjahre für die Eltern. Zuerst erlitt der Vater eine Hirnblutung, die Spitalaufenthalte in Aarau, Sursee und Luzern nötig machten. Kaum hatte er sich einigermassen erholt, erlitt Mami einen Hirnschlag, von dem sie sich nie mehr ganz erholte.

Der unbändige Lebenswille der beiden führte sie zurück in den fast «normalen» Alltag. Dank dem täglichen Mahlzeitendienst der Spitex und der grossen Hilfe von Heidy und der Schwiegertochter Klara konnten die Eltern noch 13 Jahre in der eigenen Wohnung bleiben. Beide freuten sich auf die wöchentlichen Besuche von Heidy. Am Nachmittag sorgte dann eine Autofahrt in die nähere Umgebung für etwas Abwechslung.

Im Frühling 2013 war der Eintritt der Eltern ins Betagtenheim Grosswangen unumgänglich. Nach kurzer Krankheit starb Mami schon im Oktober des gleichen Jahres an Krebs.

Der Vater wurde in der «Linde» weiterhin kompetent und liebevoll betreut. Dankbar freute er sich über jeden Besuch. Seine erste Frage lautete immer: «Wohin fahren wir heute?» Bis vor einem Jahr konnten wir ihm diesen Wunsch erfüllen. Er dankte jedes Mal für die schöne Fahrt, auch wenn sie nur ins Nachbardorf führte. Im letzten Jahr liessen seine Kräfte mehr und mehr nach. Mit dem Rollator konnte er mit Begleitung bis vor einer Woche in der Cafeteria sein Rivella trinken.

Nach einem Schlaganfall liessen seine Kräfte nach. Er erholte sich nicht mehr. Beim letzten Besuch an einem Dienstagnachmittag konnten wir uns vom Vater verabschieden. In der Nacht auf den 21. März schlief er friedlich ein.

Vater, wir danken dir für alles, was du für uns alle in deinem langen Leben getan hast. Du hast jetzt deinen Frieden gefunden. Wir aber vermissen dich.

Deine Familie