Nachruf

01. April 2019

Annemarie Bucher-Bürli

Menzberg

Am 12. September 1935 wurde unser Mami Annemarie Bucher-Bürli auf der Sonnenegg, Menzberg, als viertes von fünf Kindern geboren, als Tochter aus zweiter Ehe von Johann Bürli und der Elisabeth Bürli geb. Meyer. In erster Ehe ihres Vaters waren es sieben Stiefgeschwister. Mit ihren zwei Schwestern und zwei Brüdern verbrachte sie eine einfache, aber schöne Kindheit. Trotz der Kriegszeit durfte sie eine behütete, aber auch arbeitsreiche Jugendzeit erleben. Dies band die Geschwister bis ins hohe Alter zusammen, sei es bei einem schönen Tagesausflug oder bei einem zünftigen Jass in der Sonnenegg. 

Die Primarschule besuchte sie in Menzberg. Für die zwei Jahre Sekundarschule musste sie nach Menznau. Nennenswert ist, dass drei Generationen Bucher's vom gleichen Lehrer, Herrn Seppi Estermann, unterrichtet wurden. 

Leider war es zu dieser Zeit nicht einfach, seinen Traumberuf zu erlernen. So konnte Mami ihren Berufswunsch als Schneiderin nicht verwirklichen. Sie musste schon früh daheim auf der Sonnenegg mithelfen, gab es doch viele Arbeiten von Hand zu verrichten. Ihre erste Arbeitsstelle fand sie auf der Gutenegg in Menzberg bei ihrer ehemaligen Nähschullehrerin, Frau Christina Schmidiger-Röösli, im Haushalt. Die Lehrerin war damals in verschiedenen Schulen in der Umgebung tätig und deshalb sehr froh über diese Haushaltshilfe. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Mami immer gerne gestrickt und genäht hat. Sehr oft hat sie für ihre Familien und ihren Bruder Julius ihre legendären schafwollenen Socken gestrickt. 

Das arbeitsreiche Leben von Mami wurde auch nicht von Schicksalsschlägen verschont. So brannte 1953 das Geburtshaus von Mami bis auf die Grundmauern nieder. Schon sehr früh hat sie auch ihren Vater durch einen tragischen Unfall verloren. In diesen schweren Zeiten hat sie im Glauben an die Mutter Gottes viel Trost und Kraft erfahren.

Als Kilbi-Nummernverkäuferin bei den zukünftigen Schwiegereltern verdiente Mami ein Taschengeld und lernte dabei deren Sohn Hans Bucher vom Chrutloch kennen und lieben. Am 8. Mai 1954 schloss das junge Paar den Bund fürs Leben in der Wallfahrtskirche Melchtal in Obwalden. Die Hochzeitsreise dauerte nur drei Tage, weil zu Hause wieder viel Arbeit auf die beiden wartete.

Schon im August 1954 erblickte die älteste Tochter Annemarie das Licht der Welt und im August 1955 folgte Brigitte. 1961 und 1962 wurden die Söhne Hans und Pius geboren, nach weiteren vier Jahren ihre Tochter Monika. Die zwei Nachzügler Markus (1972) und Regina (1973) machten das Familienglück komplett.

Fast wie ein Wunder hat Mami 1961 eine sehr schwere Infektion überlebt. Einen Monat lang hat sie im Spital in Luzern um ihr Leben gekämpft. Auch der Verlust ihrer Mutter und der Schwiegermutter waren für sie nicht einfach zu verkraften. Als Dankbarkeit und im tiefen Glauben an die Mutter Gottes haben Mami und Papi immer wieder Wallfahrtsorte aufgesucht. Speziell war die Pilgerreise nach Lourdes. 

Schon zwei Jahre nach der letzten eigenen Geburt, wurde Mami stolzes Grossmami. Sie durfte sich an weiteren 12 Grosskindern und später fünf Urgrosskindern erfreuen. 

Im Chrutloch waren immer alle herzlich willkommen. So verbrachte auch Grosskind Sandra ihr erstes Lebensjahr mit ihrem Mami bei den Grosseltern und erfreute alle mit ihrem Kinderlachen.

Zusammen mit ihrer Schwiegermutter Emma hat Mami jährlich über 20 Kilben im Luzernischen bis ins Oberaargau besucht. Zu Beginn mit Ross und Wagen wurde der mühsame Weg vom Chrutloch bis zur nächsten Bahnstation unternommen. Stolz war sie, dass sie als eine der ersten Frauen die Fahrprüfung im Jahr 1959 absolvieren konnte und nun selber den hauseigenen VW Käfer steuern durfte. Dies war eine enorme Erleichterung. 

Ihr Reich war vor allem der Haushalt und das Wohl der Familie. Auch Blumen, vor allem die Geranien unter den Fenstern, waren für sie sehr wichtig. Ihre Freude galt auch dem «Gmüesblätz», wie sie diesen nannte. Auch beim Heuen oder Obstauflesen packte sie jeweils tatkräftig an.

Ab dem Jahr 1972 hat Mami zusammen mit Papi 20 Jahre lang jeweils am Sonntag die weitbekannte Kegelbahn im Kurhaus Menzberg geführt und bewirtschaftet. Mit viel Freude und Herzblut bedienten sie die Gäste. Mami hatte dabei stets einen treffenden humorvollen Spruch auf Lager. Dadurch entstanden viele bereichernde Kontakte und sogar Freundschaften. 

Es dauerte einige Jahre bis die Elektrizität ins Chrutloch verlegt wurde. Erst im Jahr 1988 wurde die Stromleitung durch die CKW installiert. Ab dieser Zeit konnte die erste elektrische Waschmaschine betrieben werden. Dies war eine grosse Erleichterung für sie, denn vorher wurde sämtliche Wäsche mit einem holzgefeuerten Waschherd von Hand gewaschen. 

Nach und nach zogen die Kinder aus und gründeten eigene Familien. Mami und Papi haben sich immer sehr gefreut, wenn alle Kinder zusammen mit den Grosskindern zu Besuch nach Hause kamen. 

Wir genossen immer sehr gerne das köstliche Mittagessen und zum Kaffee gab es stets ein feines Dessert. Auch die gemütlichen Jassrunden bleiben uns in guter Erinnerung. Ob bei einem Vierer-, Sechser- oder sogar Achter-Jass, es wurde um jeden «Chrez» gekämpft. Was an einem solchen Tag nie fehlen durfte, war das obligate Schinkli und Speck im Häfeli zum «z'Föifi» mit einem feinen «Blüemli-Tee» oder Kaffee dazu. 

Als Gastgeberin war sie auch bei der Jagdgesellschaft sehr beliebt. Da Papi ein leidenschaftlicher Jäger war, trafen sich die Kameraden auf der Chrutloch Route zum Mittagsessen in ihrer Stube. Traditionell hat sie eine feine Fleischsuppe und Bernerplatte serviert, das jeweils von den Jägern sehr geschätzt wurde. 

Jedes Jahr verbrachte die Familie Bucher gemeinsam einige Tage Ferien oder unternahm Tagesausflüge mit dem VW Käfer.

Auch die legendären Passfahrten, wo es dem einen oder anderen Kind schon mal übel wurde, bleiben uns Kindern in bester Erinnerung. An einem Tag wurden sogar einmal 13 Alpenpässe abgefahren. Nicht selten wurden kurzfristige Ausflüge in die Heubeeren unternommen.

Da unser Mami sehr gläubig war, hat sie den Ausflug nach Ziteil, einer der Erscheinungsorte der Mutter Gottes Maria, sehr beeindruckt und gerne davon erzählt. Dies ist der höchst gelegene Wallfahrtsort Europas, er befindet sich auf einer Höhe von 2434 m ü. M. im Bündnerland.

Mami war sehr verbunden mit der Dorfgemeinschaft. Sie wirkte mit Freude viele Jahre beim Turn- und Mütterverein mit und schätzte den guten Zusammenhalt unter den Frauen. Sie war auch eine sehr gute Schützin und hat sich immer wieder gerne mit den Schützinnen und Schützen gemessen. Dank ihrer Treffsicherheit konnte sie im Jahr 1977 am Kilbischiessen den Ehrengabenstich gewinnen. Die gewonnene Glocke ziert noch heute unsere Stube im Elternhaus.

Die Gottenkinder erfüllten Mami mit Stolz und erfreuten sie immer wieder.

Das obligate Weihnachtsgeschenk, eine Schokolade mit 5-Lieber an alle Kinder, Gross- und Urgrosskinder, war unserem Mami sehr wichtig.

Die letzten 4½ Jahre verbrachte Mami im Pflegeheim Weiermatte in Menznau, wo sie liebevoll gepflegt wurde. Täglich besuchte Papi sie, was sie sehr erfreute und das Heimweh etwas linderte. 

Am 6. April 2018 hat sich der Lebenskreis von unserem Mami für immer geschlossen. In der Hoffnung auf ein Wiedersehen lassen wir dich in Liebe und Dankbarkeit zu deinem Schöpfer heimkehren. 

Deine Familie