Nachruf


Das aktuelle WB-Gspröch

03. September 2018

Anna Schmid-Wiprächtiger

Luthern

Mitten im Dorf Hergiswil, gegenüber der Kirche, wurden Josef, Maria, Gustav, und die Zwillinge Isidor und ich am 7. Februar 1932 geboren, dies den Eltern Marie und Gustav Wiprächtiger-Purtschert. Dazu gesellten sich meine jüngeren Schwestern Hedy und Bernadette. Wir erlebten eine frohe Jugendzeit. Durch den kurzen Schulweg mussten wir über die Mittagszeit Hand anlegen. Damals hatte es noch wenig Verkehr auf der Hauptstrasse und für mich war es eine Riesenfreude, im Winter auf der Strasse Schlittschuh zu laufen. In guter Erinnerung ist mir das Singen im Reigen, wie das Theaterspielen mit Gustav, meinem Bruder. Zu meinem Vater hatte ich eine gute Verbindung. Ich erinnere mich, wie ich mit ihm im Gustavenweidli Heu holte.  

Meine erste Stelle nach der Schule war im nahegelegenen Pfarrhaus. Drei Jahre half ich dort im Haushalt und im grossen Garten mit. Da konnte ich vieles lernen für mein Leben. Durch den Besuch der Gottesdienste verstärkten sich auch der grosse Glaube und das Gottvertrauen, das sich durch mein ganzes Leben hindurchzog, wie ein roter Faden.  

Nach dieser Zeit zog es mich nach Bertiswil, bei Rothenburg, ins Restaurant Kreuz. Dort lernte ich meinen Lebenspartner Toni Schmid aus Schüpfheim kennen. Schon bald, im Jahr 1954, war unsere Hochzeit im Heiligkreuz. Im Unterlindenbühl, Schüpfheim, übernahmen wir gemeinsam den Bauernhof. Unsere Gemeinschaft wurde mit sechs Söhnen und drei Töchtern gesegnet. Ganz viel Freude hatten wir an den Festen der 1. Kommunion und der Firmung. Später erfreuten wir uns an den wunderbaren Hochzeiten unserer Kinder. Darin war auch für mich ein tiefes Glück, das mir immer wieder Kraft schenkte.

Mein Weg war geprägt mit viel Abschied und Neuanfang, getragen durch die Mitarbeit und Unterstützung von vielen lieben Menschen. Von 1954 bis 1961 wohnten wir im Unterlindenbühl. Mein göttlicher Glaube hat mir für den Neubeginn in der Brügglismatt im Luthertal viel Kraft geschenkt, dies von 1961 bis 1975 und dann anschliessend bis 1984 auf der Mettmenegg. Uns war es vergönnt, dass wir immer mit den Kindern, der Natur und den Tieren unterwegs waren. Bevor wir dann in die Bachmatt, Hofstatt, zogen, wo wir 7 Jahre wohnten, verbrachten wir noch eine kurze Zeit im Kobelhüsli. Unser letztes Zuhause war die Wiesenau und wieder ganz nahe bei Kirche von Luthern. So hat Mueti ihr Leben aufgeschrieben. 

Im Laufe der Jahre wurden unseren Eltern 26 Grosskinder geschenkt, die ihnen viele Freude bereiteten und Mueti freute sich immer wieder mit ihnen zusammen zu sein. Mit ihren Grosskindern Theater spielen, zusammen kochen und singen, dies stand für sie immer wieder auf dem Programm. 

Die Besuche der Kinder und ihren Familien war für Mueti immer ein grosses Geschenk und sie bekochte sie umfangreich und vorzüglich. Zusammen jassen und singen, das war das Ein und Alles. Sie freute sich, dass ihre Nachkommen diese Leidenschaften auch pflegen und weitertragen. Ganz gerne erinnern wir uns  an das Lied «S'Annali goht it Löffuschlifi». Mueti sang es nicht einfach nur so, sie bewegte sich auch gestenreich dazu. Unsere Seele wurde damit immer sehr berührt und dies bleibt für uns alle unvergesslich. Sie tanzte fürs Leben gern, sei es an einem Familienfest oder am «Bördeliball» in der «Schachenpinte». Als die Kinder etwas grösser waren, gönnte sie sich das Singen im Kirchenchor Luthern, welches sie bis ins hohe Alter mit viel Freude pflegte. Die Hilfe von lieben Frauen beim Ernten der Kartoffeln, beim Bohnenpflücken oder beim Auflesen der Äpfel schätzte sie sehr und war für Mueti immer ein besonderes Ereignis. Selbstverständlich gehörte ein Zobig- oder Nachtessen dazu. Ebenso die regelmässigen Besuche und Begegnungen mit den beiden inzwischen verstorbenen Brüdern Isidor und Gustav bereiteten ihr viel Freude und Abwechslung zum strengen Alltag. In diesen gemeinsamen Stunden wurden Gesang und Humor gepflegt, passende Gedichte auswendig vorgetragen, für uns Kinder war das immer «wie Sonntag»!  

Der Garten, der Pflanzblätz und die Geranien, welche sie mit viel Liebe pflegte, darin blühte sie auf und schöpfte Kraft. Es gab Zeiten, da waren bis 15 Personen im Hause – Kinder, Eltern und Angestellte. Kam dann noch jemand unangemeldet dazu, organisierte Mueti zwei Essenszeiten. Bekannte, Verwandte oder ein «Möschteler», alle waren willkommen zu Tisch und genossen ihre Kochkünste. Die Ferien auf der Golzern im Maderanertal waren für Mueti und Vati während mehreren Jahren eine willkommene Auszeit, welche sie zusammen sehr genossen. Den Kontakt und die Freundschaft mit Gastgebern hat sie immer gepflegt und an uns Kinder weitergegeben.

Während mehr als 10 Jahren leistete Mueti Nachtwache im BegegnungsZentrum St. Ulrich, Luthern, und sie schätzte die verschiedenen Begegnungen und den Austausch.

Die Familie stand immer im Mittelpunkt und ihr Umsorgen sowie ihre Güte waren grenzenlos. Es war ihr ein grosses Bedürfnis zu wissen, wie es den Töchtern und Söhnen sowie ihren Familien ging und sie nahm regen Anteil. Ebenfalls war es für sie klar, dass wir zu den Geburtstagen oder zu anderen besonderen Anlässen ein selbst gestaltetes Kärtli mit Gratulation und einem Dankeschön erhielten. 

Die Verbindung zu Afrika, zu den Ärmsten der Welt, dies lag Mueti immer sehr nah, sei dies mit Spenden oder im Kontakt zu verschiedenen Missionaren. Mit dem Lesen von Missionszeitschriften über verschiedene Entwicklungsländer hielt sie sich auf dem Laufenden. 

Mueti, du hast in deinem Leben auch Belastungen mit viel Vertrauen und deinen unerschütterlichen Glauben an das Gute getragen. Immer hast du das Positive gesehen, hast es angepackt und auch mit Humor und Energie bewältigt. Deine letzten Jahre waren durch gesundheitliche Einschränkungen geprägt und hinterliessen Spuren. Mit der Zeit kam die Sehnsucht zum Abschiednehmen. Immer wieder haben wir deine Güte, deine Dankbarkeit und Bescheidenheit gespürt. Für jede Unterstützung durch uns und für alle Besuche warst du immer dankbar. Dein Leben war geprägt durch das Dasein für deine Familie, durch die Fülle der Arbeit, durch Begegnungen und das Zusammensein. 

Mueti hat sich immer wieder tief mit dem Leben auseinandergesetzt, mit der Gerechtigkeit, mit dem Frieden und so auch mit ihrem Abschied von dieser Welt. In der Karwoche bist du von uns gegangen, Ostern hat für uns eine ganz neue Bedeutung erhalten. 

Wir danken dir Mueti für alles. Dein Licht wird in unseren Herzen weiterstrahlen.

Deine Familie