Nachruf

02. August 2019

Albrecht «Brächtli» Fankhauser-Amrein

Menznau

Unser lieber Papi wurde am 17. April 1935 in Wolhusen geboren und war der Älteste von 13 Geschwistern. Schon in der Jugendzeit musste er hart mit anpacken. Nach Abschluss der Schule wolltest du deinen Traumberuf als Zöllner erlernen. Kaum hattest du mit der Ausbildung begonnen, verstarb deine Mutter und du musstest wieder zurück nach Hause. Um für den Unterhalt deiner Geschwister beizutragen, musstest du in der Fabrik arbeiten gehen.

In der Stewo lernte er seine Ehefrau Gritli kennen. Fast jeden Tag hat Mami ihr Butterbrot in den Spint ihrer gros­sen Liebe gelegt. Im Jahre 1959 haben sie sich das Ja-Wort in Emmenbrücke in der Marienkirche gegeben. Aus dieser Ehe sind wir drei Kinder geboren worden.

Euch beiden war es sehr wichtig und am Herzen gelegen, dass wir drei Kinder einen Beruf erlernen durften.
Wir alle waren für unseren lieben Papi das Wichtigste auf der Welt. Als er in der Firma Amstutz AG Hildisrieden arbeitete, hatte Papi viele grosse Festbetriebe koordiniert oder selbst als OK-Präsident durchgeführt, wie zum Beispiel das Kantonale Schwingfest oder die Neuuniformierung der Feldmusik Menznau sowie die Fahnenweihe der KAB Menznau. Somit hast du einen kleinen Zustupf verdient, damit deine Familie sich Urlaub leisten konnte. Durch diese Aktivitäten wurdest du später zum Ehrenmitglied von folgenden Vereinen ernannt: Feldmusik Menznau, Männerriege Junge Garde (Gründer), KAB Menznau (Ehrenpräsident).

Unseren Urlaub verbrachten wir auf dem Campingplatz Tamaro im Tessin. Es war eine wunderschöne Zeit. Viele Bekanntschaften wurden dort geschlossen und es wurde fast jeden Abend gefeiert. Diese Freundschaften bestehen noch heute und alle erinnern sich sehr gerne an diese Zeit.

Dein Leben war sehr bewegend. Du warst stark und selbstbewusst. Du hast viele Vereine und grosse Feste geführt. Als Ortschef vom Zivilschutz hast du viele Zeichen in Menznau gesetzt. Sei dies die Bachverbauung im Ricken oder der grosse Umzug vom Altersheim Elsenau in den Neubau Weiermatt mit allen Heiminsassen, welchen auch du organisiert und geleitet hast.
Doch dann im Jahre 1992 hast du grosse Herzprobleme bekommen. Du musstest dich einer OP unterziehen und dir fünf Bypässe legen lassen. Das war ein sehr grosser Eingriff und du hast eine lange Genesungszeit gebraucht. Als du endlich wieder gesund geworden bist, hast du die Kündigung von deiner Firma erhalten, im Alter von 58 Jahren. Daran bist du zerbrochen. Du hast alles gegeben, um eine neue Stelle zu finden, jedoch ohne Erfolg. Du fühltest dich nutzlos und weggeschoben. Viele Tränen liefen heimlich in dieser Zeit bei dir. Doch wir Kinder und unser allerliebstes Mami haben dir Kraft und Mut zum Weitermachen gegeben. In dieser Zeit warst du oft im Finsterwald und hast deinen Herzschmerz in den Wald geschrien. Erst als du 65 Jahre und somit offiziell pensioniert warst, hat man dich wieder im Dorf Menznau spazieren gesehen.

Das Reisen in fremde Länder (Spanien, Italien, Türkei, Kroatien) hat Papi immer sehr genossen und immer wieder von dieser wunderschönen Zeit erzählt.

Die Beschreibung von unserem allerliebsten Papi ist ganz einfach: Er war herzensgut, hatte immer ein offenes Ohr für uns alle und war immer für uns da, in guten und in schlechten Zeiten. Du hast uns Kinder immer wieder Kraft und Mut gegeben weiterzumachen, wenn unser Leben mal nicht so rund lief. Dafür danken wir dir von ganzem Herzen.

Die sechs Grosskinder waren ihm sehr am Herzen gelegen. Er freute sich immer riesig, seine Grosskinder zu besuchen. Auch seinen Grosskindern las er jeden Wunsch von den Augen ab. Er war ein stolzer und sehr glücklicher Grosspapi.

Die Grosskinder liebten den Humor und die aufgestellt Art von ihrem Grosspapi. Er war der tolle Märchen­erzähler für die Grosskinder. Seine Märchen waren immer nach den Wünschen der Grosskinder gestaltet. Sie durften ihm sagen, was alles im Märchen vorkommen soll und er hat ihnen dann ein selbst erfundenes Märchen erzählt. Das war einfach einmalig für alle Grosskinder.

Wir alle hatten eine wunderschöne Zeit zusammen verbringen dürfen, bis am 28. Juni 2018 unser allerliebstes Mami und deine wunderbare Ehefrau und grosse Liebe starb. Eure Ehe habe ich immer bewundert. Ihr wart immer füreinander da, in guten und in schlechten Zeiten und habt euch gegenseitig getragen und euch gegenseitig Kraft gegeben.

Am 2. August 2019 wärt ihr 60 Jahre verheiratet gewesen. Mit dem Tod von unserem lieben Mami ist ein grosser Teil von unserem tollen und einzigartigen Papi mitgestorben. Du konntest dich nie mehr erholen und der Schmerz war zu gross und unerträglich für dich. Nach der Beerdigung von Mami hast du drei Tage später einen Herzinfarkt erlitten. Du hast auch dies überstanden, doch die Leere in dir ist geblieben.

Wir Kinder und Grosskinder haben alles versucht, diese Leere zu füllen, aber das war einfach unmöglich.

Am Dienstag, 14. Mai 2019, habe ich Seppi Thalmann gebeten, einen Hausbesuch zu machen, um dich zu untersuchen, weil du dich einfach schwach fühltest. Nach dem Hausbesuch hat mich Seppi kontaktiert und mitgeteilt, dass sich dein Gesundheitszustand nicht verschlechtert habe. Am Mittwoch fuhr ich zu Papi. Wir sassen am Tisch und ich teilte ihm die frohe Botschaft mit. Ich sagte ihm, das sei doch toll und er sehe auch sehr gut aus.

Da schaute mich Papi an und sagte zu mir mit einem Lächeln im Gesicht: Schön, wenn du das so siehst. In deinen Augen konnte ich sehen, du spürst mehr und fühlst es. Anschliessend hast du mir auch gesagt, dass du zu Mami betest, dass du einfach einschlafen möchtest ohne Schmerzen und ohne Spitalaufenthalt. Ich nahm dich in den Arm und sagte dir, mach dir keine Sorgen, Papi, unser liebes Mami wird schon zu dir schauen.

Am Montag, 27. Mai 2019, um 19 Uhr, telefonierte mir meine Schwester und teilte mir mit, dass sie seit einer Stunde unseren Papi versucht telefonisch zu erreichen. Da wusste ich, da stimmt was nicht.

Ich sagte ihr und meinem Bruder, dass ich mich sofort auf den Weg mache. Auf der Hinfahrt wusste ich, es ist so weit, doch ein Schimmer der Hoffnung blieb in mir. Als ich die Wohnungstür öffnete, war die Schlafzimmertür geschlossen und ich dachte, er liegt im Bett, schläft tief und kann somit das Telefon nicht hören. Ich öffnete die Schlafzimmertür, doch das Bett war leer. Somit ging ich zum Balkon und sah unseren allerliebsten Papi friedlich auf seinem Stuhl. Ich nahm ihn in den Arm und sagte ihm: Mami wird sich jetzt freuen, dich endlich wieder bei sich zu haben.

Das Bestattungsinstitut Egli gab uns Kindern die Zeit, um uns von unserem lieben Papi ihm Wohnzimmer zu verabschieden.

Lieber Papi, wir sind dir so dankbar für alles, was du für uns gemacht hast. Du hinterlässt eine grosse Lücke. Doch wir Kinder respektieren und verstehen deinen Wunsch, dass du zu Mami gehen wolltest.

Wie gerne würden wir dich zurück auf die Erde holen, um einfach mit dir zu reden, deinen Rat zu hören. Dich zu umarmen, einfach wieder Zeit mit dir zu verbringen.

Und dann denken wir, dass du nun da oben zusammen mit unserem lieben Mami auf uns aufpasst und wir fühlen uns wieder sicher.

Lieber Papi, wir vermissen euch ganz fest.