Nachruf

04. Januar 2018

Albert von Ah-Fankhauser

Zell

Albert von Ah wurde als jüngster Sohn einer Bauernfamilie am 17. Dezember 1935 in Sachseln am Sarnersee geboren. Er besuchte die Primarschule in Sachseln und die Sekundarschule in Sarnen.

Schon mit 12 Jahren verlor er seine Mutter und das Jahr darauf seinen Vater. Von den sechs Geschwistern, zwei Brüder und vier Schwestern, waren nur noch Paul und Vreni im Elternhaus. 

Um niemandem zur Last zu fallen, entschloss er sich, das Metzgerhandwerk zu erlernen, denn damals gab es noch Kost und Logis im Lehrbetrieb mit Familienanschluss. Er absolvierte die Lehre zweiteilig, je zur Hälfte in Sachseln und Alpnach-Dorf. 

Die Artillerierekrutenschule absolvierte er in Frauenfeld als Telefonist und wechselte dann in die Küche, wo er unter dem Küchenchef Keller das Kochen in der Militärküche von Grund auf erlernen konnte. Den Vorschlag als Küchenkorporal liess er aus finanziellen Gründen ungenützt verstreichen, wurde aber im 2. WK zum Küchengefreiten befördert.

In der Küche war er in seinem Element. Hier hatte er seine Freiheit und konnte sich voll entfalten und dem militärischen Drill entgehen.

Nach der Rekrutenschule fuhr er schweren Herzens nach Hause, um eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Aber das vermeintliche Problem traf nicht ein, denn sein Lehrmeister hatte ihm bei einem Bruder eine Stelle besorgt als Aushilfe in der Metzgerei in Uznach. Schon am Sonntag brachte ihn ein Freund mit dem Töff dorthin und am Montag trat er die Stelle bei der Metzgerei Oberholzer in Uznach an. Hier begannen die Wanderjahre, welche ihn über Andeer in Graubünden bei der Metzgerei Joos, Papiermühle Bern bei der Metzgerei Aebersold und nach Trubschachen im Emmental zu Max Reber führten.

Dort lernte er Vroni Fankhauser kennen und lieben. Nach kurzer Bekanntschaft versprachen sie sich die ewige Treue und heirateten 1960 in Trubschachen. In einer kleinen Wohnung in einem neueren Bauernhaus auf der Schwand gründeten sie ihre Familie. Im darauffolgenden Jahr erblickte Beatrice und zwei Jahre später Manfred das Licht der Welt.

Da seine Freizeit beschränkt war, bildete er sich in einem Fernkurs weiter und suchte sich eine neue Stelle, um sich und der jungen Familie die Existenz zu sichern.

In einem Inserat in der Metzgerzeitung suchte die SEG-Basel einen Werkmeister für die im Jahr 1948 gegründete Geflügelschlachtstelle in Zell. Damals war das für ihn ein Grossbetrieb mit einem Personalbestand von 27 Personen. Nach dem Vorstellungsgespräch wurde die Anstellung auf den 2. November 1964 bestätigt.

Die Familie suchte und fand eine passende Wohnung in einem 1960 neu erbauten Zweifamilienhaus in der Bachhalde. Es wurde gezügelt und die Familie fand sehr schnell Anschluss an die Bevölkerung und lebte sich gut ein. Albert mache in der Männerriege mit und seine Frau Vroni im Frauenturnverein. Sie fühlten sich wohl und gut aufgehoben in Zell.

Zwei Jahre später gesellte sich zu den zwei Kindern noch André dazu und seine Familie war komplett.

Auch im Betrieb war er sofort integriert. Zwar fand er die Aufgaben etwas ungewohnt, aber er arbeitete sich schnell ein. Arbeitsbeginn war damals morgens um 5 Uhr bis abends um 18.00 Uhr.

Aus dem ersten Geld der Überstunden kaufte er sich eine Schreibmaschine und meldete sich zu einem Kurs an. Darauf folgten Personalführungskurse und andere Weiterbildungen in verschiedenen Sparten, welche er in der Freizeit besuchte.

Das nötige betriebliche Rüstzeug holte er sich in Betrieben in Deutschland und Holland. Langweilig wurde ihm nie, denn immer neue Aufgaben machten den Alltag interessant. Nach gut zweijähriger Tätigkeit als Werkmeister erkrankte der damalige Betriebsleiter. Vorübergehend übernahm er die Betriebsleitung. Daraus wurden über 20 Jahre mit einer regen Tätigkeit im Um- und Ausbau des Betriebs in Zell. Ein neues Kühlhaus mit Maschinenraum erlaubte eine grosse Leistungssteigerung. Der Schlachtbetrieb der SEG-Zürich wurde nach Zell verlegt. Etwas später kam der Schlachtbetrieb der SEG-Bern dazu. Das Ganze vereinigte sich zur SEG-Poulet AG Geflügelschlachtstelle. Der Sitz der Geschäftsleitung war immer noch in Basel.

In der Zwischenzeit hat er sich auch aktiv am Dorfleben beteiligt, sei das in der Politik, im Reitverein und im Männerchor. Nicht zu vergessen sind die vielen sozialen Tätigkeiten, die er in der SEG sowie mit seinen Mitarbeitern und Freunden, besonders Hans Janssen, in der Innerschweiz bei seinen Verwandten geleistet hat, sei es Bergheuen, Wasserleitungen bauen oder Stromzufuhren realisieren.

Der Weiterausbau der SEG machte nicht halt, ein Kühlhaus und Gefrierraum wurden gebaut sowie neue Verarbeitungsräume mit Büros und Kartonage. Eine neue Rupferei, Annahmeraum und Ausnehmerei folgten. Aus der ehemaligen Schlachtstelle wurde ein grosser, sehr schöner und erfolgreicher Lebensmittelbetrieb. Das neue Bürogebäude wurde gebaut und die Geschäftsleitung kam ebenfalls nach Zell. Nun wurde es Zeit, alle Aufgaben in Zell neu zu verteilen und die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Der Betrieb wurde in Bereiche aufgeteilt.

Albert von Ah übernahm die Produkteentwicklung in der Geflügelverarbeitung und stieg in die Geschäftsleitung auf. Nach 34-jähriger Tätigkeit für den Betrieb Zell trat er mit 63 Jahren in den Ruhestand. 

Ein grosses Anliegen war ihm immer die Sicherung der Wasserversorgung von Zell. In den Siebzigerjahren musste er den Betrieb in der SEG wegen Wasserverschmutzung einstellen, und sein Antrag, die Wasserversorgung mit einer zusätzlichen Grundwasserpumpstation zu erweitern, wurde nicht realisiert.

Als Mitglied der Geschäftsleitung SEG und Stiftungsrat erkannte er die Wichtigkeit, das Versäumte nachzuholen, und er übernahm das Präsidium der Wasserversorgung Zell. Mit einem gut zusammengesetzten Vorstand startete er dieses Projekt erfolgreich. Das Grundwasserpumpwerk Stoos wurde gebaut und die dazu benötigten Leitungen verlegt. Darauf folgten Ringleitungen zur SEG-Poulets AG und heutigen Bell AG. Die Ringleitung über Hüswil brachte die Möglichkeit zum Zusammenschluss mit der Wasserversorgung Hüswil. Alle Quellfassungen und der grösste Teil dieser Leitungen sind auf dem neusten Stand. Nach Abschluss des Projekts trat er als Präsident zurück, um einem jüngeren Nachfolger freie Bahn zu schaffen.

Als anfangs der 90er-Jahre seine Grosskinder Yannick und Patrick wieder Leben ins Haus brachten, war er immer gerne für sie da. Er freute sich, die Kinder aufwachsen zu sehen und an ihrem Leben teilzuhaben.

Nebst der Arbeit und seinem Amt in der Wasserversorgung liebte er seine Hobbys, sei es die Jägerei, das Handwerk, seine Familie bekochen, was immer zu unvergesslich schönen Anlässen führte. Daneben pflegte er die Freundschaften in der Union oder bei anderen Anlässen im Dorf.

Wie es im Leben so geht, machte ihm das Alter Mühe und vieles ging langsamer. Albert war die letzten Jahre auf die Spitex angewiesen, deren Mitarbeiterinnen ihn zuvorkommend pflegten.

Unerwartet hat sein Herz nach dem letzten Spitex-Besuch am Mittwoch, 22. November 2017, kurz vor Mittag einfach aufgehört zu schlagen. Nun ist er in Gottes Händen.