Nachruf

12. September 2019

Adolf Schwegler-Roos

Gettnau

Vati wurde am 5. Februar 1931 als erstes Kind von Katharina und Adolf Schwegler- Kreienbühl geboren. Sein Vater war Schuhmacher und seine Mutter verdiente zusätzliches Geld mit Nähen und Flicken. Mit seinen vier Geschwistern Josef, Maria, Hans und Paul verbrachte er eine einfache, aber herzliche Kindheit. So manchen Lausbuben­streich gäbe es aus dieser Zeit zu erzählen. Sechs Jahre Primarschule und zwei Jahre Sekundarschule brachten ihm die schulische Grundlage für sein Leben. Als Kind half er tatkräftig mit zu arbeiten, sei es, die geflickten Schuhe den Kunden zu bringen, im Wald Holz zu sammeln oder den Bauern auszuhelfen. Besonders in den Kriegsjahren hatte Vati zusätzliche Arbeiten übernommen da sein Vater im Aktivdienst war. Die Primizfeier seines Bruders Josef war für ihn und die ganze Familie ein grosses Ereignis. Mit seinen Geschwistern pflegte er bis zu seinem Lebensende einen sehr guten Kontakt.

Die RS absolvierte Vati in Luzern bei den Füsilieren. Von dieser Zeit berichtete er sein Leben lang gerne. Er hatte bis ins hohe Alter Kontakte mit seinen Militärkollegen. Bei einer Begegnung begrüssten sie sich immer mit einem militärischen «Salutiergruss».

Den Schuhmacherberuf seines Vaters konnte Adolf aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben. So war er sich lange nicht sicher, was er erlernen wollte. Er hat in verschiedenen Betrieben gearbeitet. Auf dem Bau oder in der Glasi in Wauwil, wo er bei Wind und Wetter mit dem Velo zur Arbeit erschien. Schliesslich kam er zur damaligen VHB. Tätig war er zuerst als Gleisarbeiter und anschliessend im Schuppen in Willisau. Als in Gettnau die Stelle als Stationsvorstand frei wurde, nahm Vati diese Arbeit an und blieb diesem Beruf bis zu seiner Pensionierung treu. Er liebte seinen Beruf und hat seine Arbeit stets zuverlässig verrichtet. Adolf, so wie ihm jeder sagte, war auf seiner Station stets für alle da. Die Bähnler pflegten immer einen guten Kontakt zu ihm. Vati ging immer gerne an den monatlichen Bähnler-Stamm. Der gemeinsame jährliche Ausflug war auch immer von grosser Bedeutung.

Vati konnte zusammen mit seinem Vater einen Bauplatz kaufen. Eigenhändig, mit Schaufel und Karrette, wurde der Aushub gemacht. Alle waren sehr stolz, als sie in ihr Eigenheim einziehen konnten. Er liebte seine Wiesen­au und pflegte dessen Umgebung stets mit Hingabe.

Am 3. Mai 1962 heiratete Vati Frieda Roos vom Kühberg in der Pfarrkirche in Gettnau. Die Hochzeitsreise führte sie für ein paar Tage ins Tessin, selbstverständlich mit der Bahn. Mit Mutti verbrachte er glückliche und erfüllte Jahre. Gegenseitig haben sie sich gut ergänzt und teilten Freud und Leid. Ihre drei Töchter Dorli, Esther und Edith bereicherten ihr Familienglück. Ein Mann mit vier Frauen im Haus, wem sollte es da nicht gut gehen? Er war ein fürsorglicher Vater und mit der Familie oft in der Natur, sei es beim Wandern in den Bergen, im Wald, oder beim sonntäglichen Spaziergang. Immer hatte er uns das Wertvolle und Kostbare aufgezeigt, was die Natur hergibt. Das Heuen, Emden, Kartoffeln und Obst auflesen auf dem Kühberg war ein fester Bestandteil seines Jahresplans. Er fühlte sich sehr wohl an diesem Ort und wenn es dann einen feinen Kaffee-Schnaps und einen zünftigen Jass gab, war alles perfekt. Der Kühberg wurde so zu seiner zweiten Heimat. Seine drei Schwiegersöhne Sigi, Walti und Pius liebte und schätzte er wie seine eigenen Kinder. Die regelmässigen, gemeinsamen Jassrunden bei einem Glas Wein bleiben in bester Erinnerung.

Auf seine acht Grosskinder war er stolz. Liebevoll nannten sie ihn «Vati» und verbrachten gerne Ferien oder Freizeit bei ihm und Mutti. Einige von ihnen verdienten ihr erstes Sackgeld mit «Houz ineträge» und «Schittli bige» oder «Rasemäie». Mit grosser Freude bezahlte er ihnen immer gerne eine Glace auf dem Napf. Auch Fussballspiele im Fernsehen wurden gerne zusammen mit Vati vom Sofa aus genossen. Voller Freude begleitete er die Grosskinder auf ihrem Lebensweg und erfreute sich an ihrer Entwicklung. Seine drei Urgrosskinder machten Vati glücklich. Wie gerne hätte er sie in die Arme geschlossen, doch seine Krankheit liess es kaum mehr zu. Aber mit ihnen am Tisch sitzen und ihnen vorzeigen wie ein Vögeli pfeift, liessen seine Mundwinkel wieder nach oben zeigen. Die gemeinsamen Familienrituale bedeuteten ihm sehr viel. Sei es auf Wandertouren, Picknick, Geburtstage, Weihnachtsfeier oder Besuche. Stets war die Tür zur Wiesenau für alle offen. Bei Muttis Gastfreundschaft und Vatis Unterhaltung fühlte man sich wohl.

Mit seinen Nachbarn hat Adolf ein sehr gutes Miteinander gepflegt. Die gegenseitige Unterstützung und die gemeinsamen Anlässe haben ihm viel bedeutet. In bester Erinnerung bleiben die Jassrunden im «scharfe Egge» oder Adolf als Kubala im «Fussball-WM-Stübli».

Vati war ein geselliger Mensch. Nicht verwunderlich, dass er in verschiedenen Vereinen aktiv war. Auch liebte er die Herausforderungen der Hochtouren mit dem Alpenclub, mit seinen Brüdern und der eigenen Familie. Ein Highlight für ihn waren die beiden Wanderungen vom Pilatus bis nach Hause in jeweils einem Tag.

In der KAB amtete er einige Jahre im Vorstand und organisierte jeweils die Ausflüge. Auch in der Männerriege hatte er viele Jahre mitgeturnt. Als er nicht mehr mit den Jüngeren mithalten konnte, wurde er bei den Spielen als Schiedsrichter eingesetzt. Auch hier hatte er einige Male die jährliche Reise organisiert. Was da nicht alles Unplanmässiges passiert ist. Sein Übername «Sumpfi» lässt einiges über das Reisewetter erahnen. Der Männerriege war er treu geblieben bis ins hohe Alter. Lange noch ging er an die GV oder an gesellige Anlässe. Dieser Verein bedeutete ihm sehr viel.

Nach seiner Pension konnte er zusammen mit Mutti gemeinsame Ferien, Ausflüge und unzählige Wanderungen geniessen. Er liebte die Natur und genoss sie mit all seinen Sinnen.

Vor Schicksalsschlägen wurde Vati nicht verschont. Der all zu frühe Tod seines Vaters hinterliess Wunden. Ebenso schmerzhaft war für ihn der Verlust seiner Mutter, seines Bruders Josef sowie von mehreren Schwagern innert kurzer Zeit.

Im Jahre 2002 erfolgte die Diagnose Parkinson. Lange konnte Vati dank den Medikamenten und seinem Lebenswillen ein normales Leben weiterführen. Mit den Jahren nahmen die Beschwerden zu. Langsam, aber stetig baute sein Körper ab. Mutti tat alles, um Vati zu helfen. Das wusste er sehr zu schätzen. Als er mehr Unterstützung benötigte, haben seine Kinder zusätzlich mitgeholfen. Aber, was hätten wir gemacht ohne die grosse Unterstützung der Nachbarn? Stets waren sie da, wenn Hilfe benötigt wurde. Dafür sind wir ihnen unendlich dankbar.

In dieser Zeit freute er sich besonders über Besuche. Dies gab etwas Abwechslung in seinen Alltag, sei es mit einem Jass, oder einem Spaziergang.

Vati war ein geduldiger Kämpfer. Als seine jahrelange Krankheit ihn immer mehr schwächte und seinen Körper immer mehr einschränkte, nahm er alle Herausforderungen an, auch wenn er von immer mehr geliebten Gewohnheiten Abschied nehmen musste. Aber er bewies stets Geduld mit sich und ging trotz seinen Einschränkungen gerne unter Leute. Es gibt wohl kaum jemand, der in so kurzer Zeit so viele Kilometer mit dem Rollator gemacht hat.

Von mehreren Spitalaufenthalten hat er sich jeweils relativ gut erholt. Es kam aber die Zeit, als sein Umfeld ihn zu Hause nicht mehr pflegen konnte. Im Violino in Zell haderte er zuerst mit sich und seiner Familie, wurde aber sehr gut aufgenommen. Er fand so seine neue Wohnform, in der er ebenfalls beliebt war. Er durfte eine fürsorgliche Pflege und Betreuung geniessen.

Auch im Violino durfte sich Vati weiterhin an vielen Besuchen erfreuen. Fast täglich spazierte seine Frau oder ein Familienmitglied mit ihm in die nahegelegene Natur, wo er sich an den vielen Blumen, den prächtig blühenden Bäumen sowie manchem bekannten Gesicht erfreuen konnte.

Es kam der Zeitpunkt, an dem diese täglichen Spaziergänge nicht mehr möglich waren. Seine Lebenskraft war erschöpft. Er hat uns eine intensive und wertvolle Zeit geschenkt, uns in kleinen Schritten von ihm zu verabschieden.

So kehrte er am 18. Juli 2019 im Beisein von Mutti zu seinem Schöpfer der Natur zurück.

Vati liebte die Menschen, und die Menschen liebten ihn. Er war stets hilfsbereit und pflegte einen humorvollen Umgang. Vati war ein zufriedener Mensch, ein Mensch ohne viele Worte. Sein Motto lautete Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Er sah immer das Gute im Menschen, konnte jedoch Konfrontationen nicht ausstehen.

Vati war ein gläubiger Mensch. Das tägliche Gebet, die sonntäglichen Gottesdienstbesuche und die Ehrfurcht vor der Natur waren für ihn eine Kraftquelle.

Lieber Vati, wir danken dir für alles. Als Vorbild und mit vielen schönen und dankbaren Erinnerungen werden wir dich in unseren Herzen behalten.

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