Jazz Festival – das finale Wochenende
Besuchermässig und musikalisch ist das 43. Jazz Festival Willisau auf Kurs. Noch bis am Sonntagabend wird zu einer Tour durch das Labor der Klänge geladen. Was erwartet das Publikum am Samstag und Sonntag?
Ein vielversprechendes Festivalfinale steht an: Der Klang von Peter Evans’ Trompete geht quer durch Jazz, Noise, Improvisierte sowie Neue Musik. Mit seinem Sextett (Samstagabend) repräsentiert der Amerikaner eine äusserst intensive Variante der aktuellen Avantgarde. Eine Musik, die das trifft, was man den «Geist von Willisau» nennen könnte.
Ein rockiges Element bringt das Trio Kali (Samstagabend) mit dem aus St. Urban stammenden Gitarristen Urs Müller. Ausgehend von einer konventionellen Besetzung mit Piano, Gitarre und Schlagzeug experimentieren die Musiker zwischen lyrischen Passagen und Phasen von hoher Intensität, bei denen die «Klang-Karten» der Instrumente sozusagen zusammengeworfen und neu gemischt werden.
Die sechs Frauen von Anna Högberg Attack aus Schweden (Sonntag) tönen mal nach einer Bigband, mal nach einer experimentellen Combo, frei-chaotische Tutti wechseln ab mit akustischen Suchbewegungen. Ein höchst erfrischender und inspirierender Beitrag zum zeitgenössischen Jazz aus dem hohen Norden.
Zum Abschluss des Festivals tritt einer der grossen Musiker der Jazzgeschichte an: der 77-jährige Andrew Cyrille. Ein Stammgast in Willisau, er spielte schon beim ersten Festival 1975 mit Cecil Taylor. Die wilden Zeiten sind vorbei. Sein heutiges Quartett hat sich auf einen inspirierenden Wohlklang eingerichtet, an dem Bill Frisell (der allerdings am Festival durch Ben Monder ersetzt wird) massgebend beteiligt ist. Es ist kein Zufall, dass sein neustes Album auf ECM erschienen ist und «The Declaration Of Musical Independence» heisst – Cyrill will unabhängig von den stilistischen Schubladen seine Ästhetik pflegen.
WB/Meinrad Buholzer
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