Polizei informiert über das Pnos-Konzert

Die rechtsextreme Partei national orientierter Schweizer (Pnos) lud gestern zu einem Konzert im alten Sport Rock Café in Willisau. Jetzt orientiert die Luzerner Polizei mit einer Medienmitteilung.

Stephan Weber

Die Pnos hatte angekündigt, irgendwo in der Schweiz am Samstag ein Konzert zu veranstalten. Lange Zeit spielte sie ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Vorerst trafen sich Konzertbesucher in Rothrist. Sie zogen dann nach Willisau ins alte Sport Rock Café. Laut Besitzer wurden die Räumlichkeiten unter dem Vorwand gemietet, eine Geburtstagsparty veranstalten zu wollen. "Die Luzerner Polizei war von Anfang an präsent", schreibt diese in einer Medienmitteilung vom Sonntagmorgen. "Kurz vor dem Konzert konnte ein Mann angehalten und kontrolliert werden, gegen den eine von Fedpol gültige Einreisesperre in die Schweiz bestand. Diese wurde dem Mann aus Deutschland eröffnet. Anschliessend wurde er unter Polizeiaufsicht zur Ausreise an die Grenze begleitet." Um welche Person es sich konkret handelt, geht aus der Medienmitteilung nicht hervor. Der WB erkundigte sich bei Fedpol direkt, ob es sich um den berüchtigten deutschen Rapper "Makss Damage" handelt. "Wir können dies aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes weder bestätigen noch dementieren", hielt die Mediensprecherin am Sonntagmittag fest.

Anzeige folgt

Mit dem Veranstalter hat die Polizei Kontakt aufgenommen. "Ihm wurde eröffnet, dass wegen fehlender gastgewerblicher Bewilligung des Anlasses eine Anzeige erfolgt. Zudem wurde unmissverständlich mitgeteilt, dass die Polizei einschreiten werde, sobald gesetzeswidrige Handlungen festgestellt werden.", heisst es in der Medienmitteilung weiter. Um etwa 23.00 Uhr bestand der Verdacht, dass die aus Italien stammende Band Bronson auftreten würde. Dies wurde durch eine Kontrolle im Lokal umgehend überprüft. "Der Verdacht konnte nicht erhärtet werden.", hält die Polizei fest.

Rund 150 Besucher - "Gixu" spielte
 
Nach Mitternacht verliessen die Konzertbesucher nach und nach den Veranstaltungsort. "Es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen oder Interventionen", schreibt die Polizei. Und wie viele Konzertbesucher waren vor Ort? Die Polizei schätzt die Zahl auf rund 150, wie sie auf Nachfrage des WB bekanntgab. Gespielt habe im alten Sport Rock Café "Gixu und die Eidgenossen". "Gixu" war Sänger der Rechtsrockband "Indiziert". Er heisst mit bürgerlichem Namen Dominic Lüthard und ist laut Pnos-Homepage Vorsitzender der Pnos Kanton Bern.

Anlass sorgt national für Schlagzeilen

Diverse Onlineportale berichteten bereits am Samstagabend über das das Neonazi-Treffen:

„Rechtsextremisten in Willisau. Schon wieder feiern Neonazis in der Schweiz“, titelte der Blick online. In Willisau solle unter anderem der deutsche Rapper «Makss Damage» auftreten. Ein verurteilter "Nazi-Verherrlicher und Judenhasser", wie Blick online festhielt..

"Neonazi-Konzert: Pnos spielt Katz und Maus mit der Polizei" titelte derweil der Tages-Anzeiger auf seinem Portal am Samstagabend. Die Zeitung hatte erfahren, dass sich die Besucher beim Autobahnkreuz Wiggertal treffen sollten. Wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz seien die Personen aus dem Kantonsgebiet weggewiesen worden. Daraufhin seien die Konzertbesucher nach Willisau ausgewichen. Kurt Graf, der Mediensprecher der Luzerner Polizei sagte gegenüber www.tagesanzeiger.ch: "Wir sind vor Ort und beobachten die Entwicklung." Bei strafbaren Handlungen würden die Beamten sofort einschreiten. 

Die "Luzerner Zeitung" schrieb, dass auf dem Parkplatz vor dem Jumbo eine "grössere Anzahl von Personenwagen" stünden. Die Fenster des Veranstaltungsraums - das alte Sportrock Café seien "mit Vorhängen abgedunkelt, so dass von aussen nicht zu sehen ist, was drinnen vor sich geht." Die Willisauer Stadtpräsidentin Erna Bieri-Hunkeler sagte gegenüber dem Online-Portal der "LZ", sie sei vom Aufmarsch der Rechtsradikalen "völlig überrascht" worden. Sie habe durch Medienanfragen vom Konzert erfahren, da der Raum privat vermietet wird. Weiter sagte sie: "Es steht uns wohl eine turbulente Nacht bevor - aber ich hoffe, es kommt nicht zu grösseren Zwischenfällen." 

St.Gallen sprach Verbot aus

Weil die Pnos bereits frühzeitig mitteilte am Samstag "ein Rechtskonzert in der Schweiz" zu planen, verbot die St. Galler Kantonspolizei die Durchführung der Veranstaltung im Kanton St. Gallen, um die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten." Das vermeldete die Schweizerische Nachrichtenagentur SDA in einer Meldung am letzten Dienstag. Die St. Galler Polizei und Staatsanwaltschaft waren letzten Herbst in die Kritik geraten, weil sie am 15. Oktober ein von Rechtsextremen organisiertes Konzert in Unterwasser mit rund 5000 Teilnehmenden nicht verhindert hatten. 

(-art./swe)

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