Nachruf

26. Juni 2017

Theres Heller-Achermann

Willisau

Am 18. Oktober 1936, einem Sonntag, erblickte Theres in Willisau das Licht der Welt. Mit ihren sechs Geschwistern wuchs sie auf dem Bauernhof auf der Aegeten auf. Ins Schulhaus Obertor ging es mit dem Velo: auf der Schotterstrasse hinunter ins Städtli und wieder hinauf auf die Aegeten – täglich zweimal. 

Die Sekundarschule schloss Theres als Klassenbeste ab. Gern hätte sie eine Ausbildung gemacht. Aber ihre Hände wurden auf dem elterlichen Hof gebraucht. Denn dort packte sie schon früh überall mit an: Nicht nur im Haushalt, sie konnte dem Ross auch das «Gscherr» aufzäumen, es vor den Wagen spannen. 

Bald kam Josef Heller, der Nachbarssohn vom Oberberg, in die Aegeten zu Theres «z'Chöut». Im Jahr 1957 heirateten die beiden im Luthern Bad und die 21-jährige Theres zog in einen damals typischen 3-Generationen-Bauernhaushalt. Auf dem Oberberg lebte sie mit Schwiegereltern, Geschwistern ihres Mannes, Angestellten und Pflegekindern unter einem Dach. 

Die junge Bäuerin war eine «Acheerige» und fand sich in ihrer neuen, anspruchsvollen Rolle gut zurecht. Sich mit heiklen Situation zu arrangieren, rasch eine Lösung zu finden, ohne langes Grübeln eine Entscheidung zu treffen: Das war eine besondere Stärke von Theres.

Der Nachwuchs liess nicht lange auf sich warten: 1958 kam Hilda zur Welt. Bald darauf Thomas, Regula, Felix und schliesslich, 1968, die Zwillinge Stefan und Andreas. Als Bäuerin und Mutter hatte Theres ein enormes Arbeitspensum zu bewältigen. Nebst der Führung des Grosshaushalts arbeitete sie oft auf dem Feld oder versorgte die Tiere. Die tägliche Arbeit im Gemüsegarten von Frühling bis Herbst war selbstverständlich. 

Ein besonders Flair hatte sie für Handarbeiten. Auf ihrer Strickmaschine stellte sie unzählige Pullover und beis­sende Strumpfhosen her, nähte schöne Schürzen und Sommerkleidli. Sie prägte und pflegte das familiäre Leben auf dem Oberberg liebevoll: So kreierte sie ganz besondere Osterneste, machte Weihnachten zum unvergesslichen Erlebnis, dekorierte den Geburtstagstisch mit Hingabe. Ihre Kinder übernahmen viele dieser Rituale und führen sie heute mit ihren Kindern weiter.

Als Theres 39 Jahre alt war, starb ihr Mann Josef nach kurzer, schwerer Krankheit. Ein riesiger Schicksalsschlag! Nun war sie plötzlich alleinverantwortlich für sechs Kinder zwischen sieben und 17 Jahren und für einen Bauernbetrieb. Diese Herausforderungen meisterte sie jedoch auf bewundernswerte Weise – und wuchs daran. 

In Franz Meier fand sie einen kompetenten Betriebsleiter für den Hof, der ihn wie seinen eigenen führte. Aus der engen Zusammenarbeit entwickelte sich eine Freundschaft und später eine langjährige Partnerschaft. Ihre Kinder freuten sich, dass Muetti wieder aufblühte und zur lebenslustigen, selbstbewussten Frau wurde. 

Als Sohn Thomas und Schwiegertochter Bertha 1985 den Hof übernahmen, zog Theres mit Franz in ein Einfamilienhaus in der Geissburg. Hier verbrachte sie viel Zeit im Garten und pflegte gleichzeitig ihren «Gemüseblätz» auf dem Oberberg. Blumen waren ihre grosse Leidenschaft. Und sie konnte stolz sein auf ihre wunderbaren Blumenrabatten und ihre prächtigen Rosen – eine Augenweide. Die Nähe zum Städtli bot ihr neue Möglichkeiten: Im Hauspflegedienst bei der Spitex fand sie eine neue Aufgabe. Das Engagement für Menschen, denen es nicht so gut ging, war ihr ein Anliegen. Für viele von ihnen wurde sie zu einer wichtigen Bezugsperson. Später arbeitete sie in der Cafeteria im Alters- und Pflegezentrum Waldruh. Zusätzlich zu den gemeinnützigen Arbeiten betreute sie auch ihre betagte Mutter.

Der Einsatz für die Gemeinschaft war ihr zeitlebens ein wichtiger Wert. Sie engagierte sich überall mit Herzblut, etwa im Samariter- oder im Frauenturnverein. Die Freundschaften, die dort entstanden, bedeuteten ihr sehr viel. Auf die jährliche Mitarbeit im Helferteam des Kronenwirtes beim Jazz-Festival Willisau und auf das Ausschenken von Tausenden von Tassen Glühwein am Weihnachtsmarkt freute sie sich jeweils besonders. 

Theres war äusserst gesellig und kontaktfreudig. Menschen begegnete sie mit Wertschätzung und Toleranz. Und sie akzeptierte Entscheidungen, selbst wenn sie anderer Meinung war. An ihren «Tagen der offenen Tür» zeigte sich ihr riesiger Bekanntenkreis. Viele schätzten sie als Freundin, Kollegin, Nachbarin, Verwandte. Und sie war bekannt als ausgezeichnete Köchin und herzliche Gastgeberin.

Zu ihrer offiziellen Pensionierung erhielt sie ein «richtiges» Velo geschenkt. Danach wurde das «Velölele», – sprich ausgedehnte Velotouren – zu einem ihrer grossen Hobbys, nebst den Bergwanderungen. Ihren Hausberg, den Napf, beging sie unzählige Male. Mit der Geburt des ersten Enkelkindes wurde Theres auch zur fürsorglichen, pflichtbewussten und stolzen Grossmutter. Dank ihrer liebenswerten und aufmerksamen Art baute sie zu den zwölf Enkelkindern eine enge und tragende Beziehung auf. 

Als starke und vitale Frau konnte sie altersbedingte Einschränkungen nur schwer akzeptieren. Durch diese schwierige Zeit wurde sie von Familie und Freundinnen getragen. Am 26. März, einem Sonntag, hörte ihr Herz für immer auf zu schlagen. 

 

Liebe Muetti, liebe Theres

Du warst in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere Frau. Und wir möchten dir noch einmal von Herzen «Danke säge»: Vor allem dafür, dass du uns mit deiner positiven Lebenseinstellung, deinem Anpacken und Vorwärtsschauen stets ein grosses Vorbild warst – und immer sein wirst. Deine Familie