Nachruf

10. Juli 2017

Silvia Künzli-Wälti

Willisau

Silvia Künzli-Wälti hatte Respekt vor den Menschen. Sie akzeptierte jeden so, wie er ist, und hörte auch jedem und jeder zu. Selber konnte sie ganz klar sagen, was ihre Meinung war. Wenn dann aber etwas anderes beschlossen wurde, trug sie diesen Entscheid sehr loyal mit. 

Silvia ging auf die Menschen zu und fand immer gleich Kontakt. Das Zusammensein mit Menschen bereicherte sie. Sie war eine sehr gute Gastgeberin – am liebsten hätte sie das ganze Jahr hindurch draussen gebrätelt.

Immer am Sonntagabend oder an Feiertagen kam die Familie zusammen. Silvia tischte schön, kochte gut, es gab einen feinen Wein, und es war wirklich ein Fest! Weihnachten und die Geburtstage der ganzen Familie hatten immer einen grossen Stellenwert.

Mit sicherer Hand wählte Silvia ihren Beruf: Sie absolvierte eine Lehre als kaufmännische Angestellte im Reisebüro Topas, Luzern. Das Reisen sollte fortan ihr Leben prägen. Vielleicht wäre es einfacher aufzulisten, an welchem Ort auf der Welt sie nicht war. Ihre erste Studienreise führte sie in die damalige DDR, nach Dresden. Es folgten London, Mallorca, Athen, Tokio, Hongkong, Israel mit Jerusalem – um nur einige Destinationen aufzuzählen.

1979/80 verbrachte sie ein Jahr in London bei einer australischen Diplomatenfamilie. Den Kontakt pflegte sie ihr Leben lang weiter.

Silvia ging gerne aus, war an Mode interessiert, kleidete sich gerne schön, liebte das Tanzen, und auch die Lions- Partneranlässe waren immer eine willkommene Bereicherung.

An Pfingsten 1981 lernte sie Willy Künzli kennen. Dass sie im Herbst mit ihm zum Offiziersball gehen konnte, war ein besonderes Highlight. Die Hochzeitsreise fünf Jahre später führte die beiden dann auf die Malediven. 

Als regelmässige Lagerteilnehmerin des SAC fuhr sie sehr gut Ski. Das Skifahren pflegte die Familie auch mit den Söhnen Stefan und Marco. Jedes Jahr genossen sie eine Woche Skiferien in Sörenberg. Am Abend, am liebsten nach einem Fondue, wurde stundenlang gejasst.

Ihren Kindern gab sie auch ihr Interesse für andere Kulturen weiter. Sie weihte sie in die Kunst des Reisens ein. Silvia las gerne, bereitete jede Reise gut vor und machte sich mit der Geschichte der fremden Länder vertraut. Ihr Organisationstalent half ihr dabei und natürlich auch ihre Sprachgewandtheit. Französisch und Englisch waren für sie eine Selbstverständlichkeit. Aber auch bei allen anderen Ländern versuchte sie, immer wenigstens ein bisschen etwas von der Sprache zu lernen.

Sie unternahm viel mit ihren Kindern. Und wenn ein Kind hyperaktiv ist? Dann geht die Mutter halt mit ihm joggen!

Sie war stolz auf Stefan und Marco und förderte sie. Wenn es nötig war, fragte sie sie stundenlang Latein oder Geschichte ab – im Notfall auch um Mitternacht. Sie unterstützte sie bei ihren Hobbies. Beim Fussball fuhr sie an die Matches, beim Quartierturnier stand sie im Tor und ging als Siegerin vom Platz.

Silvia hatte das Flair, die Zeit zu geniessen. Mit Willy durfte sie 2012 vier Wochen lang eine Auszeit in Paris erleben. Sie hatten eine Wohnung gemietet und fühlten sich wie Franzosen. Das war eine wunderbare gemeinsame Zeit! Und auch die Woche mit der ganzen Familie in London, 2005, bedeutete ihr sehr viel. Von allen Reisen erstellte sie wunderschöne Fotoalben für Willy und die beiden Söhne.

Silvia liebte Abenteuer und suchte sich gerne spezielle Sachen aus. Im Sommer ihrer Heirat wagte sie einen Fallschirmabsprung – dass sie in einem Kornfeld landete, steckte sie problemlos weg.

Seit 2012 übte sie Tai-Chi. Es tat ihr sehr gut, jeden Montagabend in Sursee an diesem Kurs teilzunehmen.

Dass sie als Vorstandsmitglied des reformierten Frauenvereins angefragt wurde, freute sie sehr, und sie identifizierte sich sehr mit dem Verein.

Als sich vor 2½ Jahren ihre Krankheit bemerkbar machte, begann eine schwere Zeit. Sie kämpfte, liess sich mehrmals operieren, hielt Chemotherapien aus. Das war belastend – aber alles in allem waren das 2½ gewonnene Jahre für die Familie.

Dass auch in dieser Zeit noch Kurz­aufenthalte auf der Rigi möglich waren, dass sie noch eine Flussfahrt zu den Tulpenlandschaften in Holland machen konnte, dass sie Schloss Neuschwan­stein noch sehen durfte – all das bleibt unvergesslich. Luzern war für Silvia ihr Leben lang eine besondere Stadt. Damit, dass sie die letzten drei Wochen auf der Palliativmedizin Viva Luzern Eichhof, Luzern, betreut wurde, schloss sich quasi ein Ring.

Silvia hat dankbar angenommen, was das Leben ihr bot. Ihren Söhnen gab sie weiter: «Geht raus, seht etwas von der Welt, erlebt etwas, probiert etwas aus!» Ob sie gerade deshalb ihre Krankheit so bewundernswert annehmen und am Schluss ihr Leben in Gottes Hand zurückgeben konnte? Silvia ist und war eine wunderbare Ehefrau und Mutter.