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19. Februar 2018

Katharina Amrein-Unternährer

Rohrmatt

Unsere Mutter, Katharina Amrein-Unternährer, wurde am 28. Dezember 1923 in der Gemeinde Marbach geboren.

Als jüngstes von zehn Kindern wuchs sie auf dem kleinen Bergheimetli Gühn auf. Da sie schon als kleines Mädchen ihre Mutter verlor, wurde sie von ihrem Vater und ihrer ältesten Schwester Marie aufgezogen.

Es war ein einfaches Leben für die grosse Familie auf dem kleinen Hof. lst er doch auf über 1000 Metern gelegen, weit ab vom Dorf Marbach und damals ohne befahrbaren Weg. lm Winter lag meterhoch Schnee. «Vater musste uns oft den Weg vorbahnen durch den hohen Schnee, damit wir zur Kirche nach Marbach oder in die Schule gelangen konnten», erzählte uns unsere Mutter. Die Schule besuchte sie im kleinen Weiler Buchschachen.

Wie es damals üblich war, musste Mutter nach absolvierter Schulzeit ihren Lebensunterhalt selber verdienen. So arbeitete sie als Magd auf verschiedenen Bauernhöfen, zuerst in Marbach und später im Luzerner Hinterland. lhr Fahrrad leistete ihr gute Dienste. Sie legte damit in der wenigen Freizeit so manchen Kilometer zurück. Die Strecke vom Hinterland bis ins hinterste Entlebuch wurde mit dem Zweirad bewältigt.

ln dieser Zeit lernte Mutter ihren zukünftigen Ehemann Josef Amrein kennen. lm Frühling 1948 läuteten für das junge Paar die Hochzeitsglocken. Dagmersellen war der erste Wohnsitz unserer Eltern. Später zogen sie nach Menznau. 1956 konnten sie die Liegenschaft Unterberg in Pacht nehmen. Damit ging der Wunsch in Erfüllung, ein selbstständiges Bauernleben führen zu können. Zu dieser Zeit wurden sie auch Eltern von sieben Kindern. 1965 erwarben Mutter und Vater die «strengwerchige» Liegenschaft Keinbuchli in Willisau.

Mutter war als pflichtbewusste Hausfrau und Bäuerin immer besorgt für das Wohl ihrer Familie. Als Selbstversorgerin zauberte sie wunderbare Gerichte auf den Tisch. Gross war ihr Wissen über Heilpflanzen und Kräuter, und sie trank jeden Tag ihren Brennnesseltee. Unvergessen bleibt uns, wenn Mutter zur Kilbizeit «Chnüplätze» und Schenkeli gebacken hat. Während der Weihnachtszeit feuerte sie den grossen Backofen in der Küche ein. Herrlich duftende Birnenweggen, Lebkuchen, Zöpfe und Weihnachtsgebäcke wurden im Ofen gebacken. Wie war die Freude gross, wenn wir am Heiligabend vom Christkind beschenkt wurden.

Nach und nach zogen wir zu Hause aus. Markus übernahm mit seiner Frau Vreni 1981 den Hof Keinbuchli. Mutter und Vater zogen sich ins zweite Glied zurück, arbeiteten aber mit Leib und Seele weiter auf dem Bauernhof mit. Nun erblickten auch ihre Grosskinder nach und nach das Licht der Welt. Sie wurden von ihr ebenfalls ins Herz geschlossen, behütet und unterstützt.

Vor 31 Jahren, am 14. Dezember 1986, starb unser Vater nach längerer Krankheit. Mutter wurde es nie langweilig, hatte sie doch ihre Arbeiten auf dem Hof, dazu pflegte sie ihren eigenen Garten. Auch hatte sie nun etwas mehr Zeit zum Lesen, Radiohören und Fernsehen. Sogar ein paar Ferientage ausser Haus gönnte sie sich. Unsere Mutter erfreute sich den Grossteil ihres Lebens einer guten Gesundheit. Eine Knie- und später eine Schulteroperation standen nach einem Unfall an.

2012 baute ihr Enkel David ein neues Wohnhaus. Das alte Haus musste abgebrochen werden und somit auch ihre Wohnung. So war für sie der Zeitpunkt gekommen, den Hof Kleinbuchli nach 47 Jahren zu verlassen. Sicher ist ihr dieser Schritt nicht leichtgefallen. Sie entschied sich, ins Alters- und Pflegeheim St. Johann nach Hergiswil zu ziehen. Sie hatte eine gute Wahl getroffen. So bezog sie ein schönes Zimmer mit Balkon und Blick ins Grüne, wo sie im Sommer die Aussicht auf weidende Kühe geniessen konnte. Auch schätzte sie es sehr, dass sie sich nun an den Tisch setzen durfte, ohne selber kochen zu müssen. lhre Freude war gross, wenn sie Besuch bekam von ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Kurz vor ihrem 92. Geburtstag erkrankte unsere Mutter an einer Lungenentzündung, dazu kam noch ein Sturz. Sie musste ins Spital eingewiesen werden. Sie erholte sich davon recht gut, war aber seither auf den Rollstuhl angewiesen. Auch brauchte sie mehr Pflege, die sie sehr dankbar annahm. Nach und nach haben aber ihre Altersbeschwerden zugenommen. Wir haben in den letzten paar Wochen geahnt, dass ihr langes Leben langsam zu Ende geht.

So ist sie am 8. Dezember, an Maria Empfängnis, für immer eingeschlafen. Vielleicht ist ihr Tod an diesem Feiertag kein Zufall gewesen, hatte sie doch die heilige Maria sehr verehrt. Ihre Bescheidenheit, ihre Unermüdlichkeit und ihre Güte bleiben uns ein grosses Vorbild.

Liebe Mutter, wir danken dir von ganzem Herzen für alles, was du für uns getan hast. Wir werden dich nie vergessen.

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