Nachruf

02. März 2017

Jost Bussmann-Roos

Menzberg

Seinen Lebenslauf hat Vater vor einigen Jahren selber verfasst. Er wird hier leicht gekürzt wiedergegeben.

«Ich habe am 27. Januar 1926 im Lindenhof, Willisau, das Licht der Welt erblickt. Meine Eltern sind Jost und Marie Bussmann-Schwegler. Meine Kinderstube habe ich mit vier Schwestern und zwei Brüdern geteilt. Ich war der älteste Sohn. Später haben wir noch ein Pflegekind, Paul Wagner, in den Familienkreis aufgenommen. Für uns war Paul der jüngste Bruder. Wie in der damaligen Zeit üblich, lebten in der Grossfamilie noch zwei ledige Onkels und eine ledige Tante. Unsere Kinder- und Jugendjahre waren mehr schwierig als unbeschwert.

Im Frühjahr 1933 begann für mich im Schulhaus Obertor, Willisau, die obligatorische Schulzeit. Diese hat 6½ Jahre gedauert. Als diese zu Ende war, tobte bereits der Zweite Weltkrieg. Meine Mitarbeit war jetzt daheim dringend gefragt.

Auf Wunsch meiner Eltern besuchte ich in den Wintern 1942/43 und 1943/44 die landwirtschaftliche Schule in Pfäffikon, die damals vom Kloster Einsiedeln geführt wurde. Ich war noch sehr jung und unerfahren. Mit gemischten Gefühlen habe ich Anfang November das erste Mal Abschied vom Elternhaus genommen. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. Zum Glück habe ich mich im fremden Umfeld erstaunlich schnell zurechtgefunden. Ich bin guten Kameraden begegnet, mit denen ich zeitlebens verbunden geblieben bin. In dieser Zeit bin ich aus den Kinderschuhen geschlüpft und habe mich neuem Wissen, neuen Werten und Ideen geöffnet. So bin ich nachhaltig vom Geist der Schule geprägt worden.

Daheim musste ich dann sehr früh Verantwortung übernehmen und bin so mit jungen Jahren in die Betriebsführung hineingewachsen. Ich liebte die bäuerliche Arbeit, den Rhythmus der Jahreszeiten, und setzte mich mit ganzer Kraft für den Betrieb ein.

Die damalige Jungmannschaft machte Anspruch auf meine Mitarbeit. Rückblickend war es eine sehr intensive, lehrreiche und aktive Zeit.

Nach Allerheiligen 1947 bin ich auf Einladung eines Kollegen dem Kirchenchor Willisau beigetreten. Der Chorgesang hat mich schon immer fasziniert.

Am 1. Mai 1950 verunglückte unsere jüngste Schwester Rösli. Sie wurde am Abend auf dem Heimweg von hinten angefahren und tödlich verletzt. Der Todesfall brachte grosse Trauer und Betroffenheit in die Familie.

Anfangs der Fünfzigerjahre begegnete ich meiner grossen Liebe, Walburga Roos vom Mettenlehn, Willisau. Darauf folgte eine glückliche Zeit der Vorbereitung zum gemeinsamen Lebensweg. Am 11. Mai 1954 reichten wir uns in der Wallfahrtskirche Luthern Bad die Hand zum Ehebund. Dort haben wir einander Liebe und Treue bis zum Tod versprochen. Gott segnete unsere Verbindung mit fünf gesunden Kindern, drei Söhnen und zwei Töchtern.

Im Oktober 1959 ist Mueti plötzlich erkrankt. Die Aussichten auf eine baldige und vollständige Genesung sind nicht gut gestanden. Mir ist bewusst geworden, dass unser gemeinsamer Weg eine andere Richtung nehmen wird als wir uns vorgestellt haben. Der Traum vom Hoferben im Lindenhof war endgültig ausgeträumt. Es folgte eine mehrjährige Wartezeit.

Nachdem sich Mueti von ihrer Krankheit wieder recht gut erholt hat, habe ich einen Neuanfang geplant. Mein Wunsch war es, selbstständig zu werden. Es hat mich zu den Wurzeln meiner Ahnen gezogen, welche in vielen Generationen in der Nähe von St. Joder gelebt und gewirkt haben. Im Herbst 1965 habe ich im Menzberg das Untere Zibershus gekauft. Im Frühjahr 1966 haben wir uns vom Lindenhof verabschiedet und sind ins neue Heim gezogen. Mit uns zog das Glück, die Freude und Gottes Segen ins neue Zuhause ein. Der Anfang war nicht leicht und die ganze Familie war gefordert. Aber gemeinsam haben wir es geschafft. Ich habe in dieser Bergregion wieder feste Wurzeln gefasst und spürte den Atem alter Heimat.

Nach 15 Jahren im Ziberhus übernahm unser ältester Sohn mit seiner Familie den Hof in Pacht. Die Schweinehaltung, die ich kurz zuvor erweitert habe, habe ich für mich behalten.

In dieser Zeit sind auch die anderen Kinder ausgezogen, suchten ihren Weg und gründeten ihre eigenen Familien. Im Laufe der Jahre hat sich die Familie um 21 Grosskinder vergrössert, die uns viel Freude und Abwechslung gebracht haben.

Auf uns sind jetzt etwas ruhigere und besinnlichere Jahre zugekommen. Wir haben uns jedes Jahr ein paar Ferientage gegönnt. So hat sich unser Beziehungsnetz erweitert und es hat immer viele schöne Begegnungen gegeben. Mir ist es bis ins hohe Alter gesundheitlich ziemlich gut gegangen. Ab 85 Jahren habe ich mehr und mehr die Last des Alters gespürt.

Schliesslich möchte ich allen Mitmenschen danken, die uns immer mit Wohlwollen und Freundlichkeit begegnet sind. Uns auf dem Weg zum Älterwerden begleitet haben und immer zu einem guten Dienst bereit waren.

Zusammenfassend kann ich sagen, Gott hat mir ein gutes und glückliches Leben geschenkt. Ihm sei Lob und Dank.»

Am Josefstag 2014 sind unsere Eltern ins Alterswohnheim Weiermatte, Menznau, gezogen. Sie fühlten sich in der guten Atmosphäre zufrieden und bestens betreut.

Ende Januar 2016 hat unser Vater bei guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag gefeiert. Einige Tage später musste er sich in Spitalpflege begeben. Zunehmend verliessen ihn dar­aufhin die Kräfte. Am Freitagabend, 11. März 2016, durfte er in Frieden für immer einschlafen.

Lieber Vater, du warst uns zeitlebens ein Vorbild. Wir danken dir herzlich dafür.