Nachruf


Das aktuelle WB-Gspröch

19. Oktober 2017

Josef Achermann-Roos

Rohrmatt

Josef Achermann erblickte am 23. März 1927 als drittes Kind von Marie und Jost Achermann-Bättig auf dem Hof Grossbuchli, Rohrmatt, das Licht der Welt. Mit zwei Brüdern und vier Schwestern wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Die Schule besuchte er vorerst in der Rohrmatt, wurde aber dann eines Mittags in die Schülen umgeteilt. In jener Zeit war es selbstverständlich, dass alle Familienmitglieder auf dem Hof mit anpacken mussten. Mit 13 Jahren musste Sepp die Schule verlassen, weil auf dem Hof die Arbeit des Melkers auf ihn wartete. So übernahm Sepp schon früh Verantwortung auf dem Grossbuchli. Jeder, der in dieser Zeit aufgewachsen ist, weiss genau wie prägend diese schwierigen Jahre waren. 

1947 absolvierte Sepp die RS und in den späteren Jahren alle WKs als stolzer Infanterist. Die Zeit im Militär genoss er so sehr, dass sie für ihn wie Ferien waren. So blieb er einmal kurzerhand übers Wochenende im Tessin im Militär, ohne den Urlaub zu Hause anzutreten. Die Infanterie-Tagungen besuchte er bis ins hohe Alter gerne.

Im Frühling 1960 führte Josef Achermann Josy Roos in der Pfarrkirche in Sachseln zum Traualtar. Mit der Geburt von Sepp, Franz, Beat, Rita, Pius und Regina wurde es durch das Lachen der Kinder im Grossbuchli lebendiger. 

1960 übernahm Sepp den Hof vorerst zusammen mit seinem Bruder Hans zur Pacht und konnte 1968 das Grossbuchli von seinen Eltern käuflich übernehmen. Es wartete stets viel Arbeit, oft bis spät in die Nacht hinein, auf dem Hof und Feld für die ganze Familie. Ätti, wie er in späteren Jahren von seiner Familie genannt wurde, hat die Zeit in der Landwirtschaft von der reinen Handarbeit bis zur Mechanisierung voll mitgemacht. Der Neubau der Scheune 1976 brachte viel Erleichterung und erfüllte ihn mit Stolz. Seine grösste Leidenschaft als Bauer war der Wald. Zusammen mit seinem Bruder Hans ging Ätti Winter für Winter den Holzarbeiten nach. Der Wald war nicht nur sein Arbeitsplatz, er war auch seine Energiequelle. Josy nannte ihn deswegen auch schon mal Waldbruder. Trotz viel Arbeit auf dem Hof, fand er immer Zeit seine Tabakpfeife zu stopfen. Sein Herz schlug besonders für seine Katzen und Pferde. Insbesondere der wilde Sämy und der Hardy hielten ihn auf Trab. 1993 übergab er den Hof seinem Sohn Franz. Es war für Ätti nicht immer einfach Verantwortung abzugeben, so arbeitete er bis ins hohe Alter tatkräftig weiter auf dem Hof mit. 

Die Beziehung zu Verwandten und guten Bekannten pflegte er über Jahre hinweg bis zu seinem Tode. Sepp freute sich über jeden Besuch. Nicht selten wurde in einer fröhlichen Runde ein zünftiger Jass geklopft, und wollten die Gäste nach Hause, so musste ein richtiges z’Föifi auf den Tisch. Ausfahren mit seinem geliebten Kadettli und Subaru bedeutete für Sepp ein Stück Freiheit, die er durchaus mit zügigem Fahrstil genoss, ab und zu auch mal auf Kosten von Josy`s Nerven. Ein wichtiger Bestandteil im Leben von Sepp war der sonntägliche Kirchgang und die täglichen Tischgebete. War der Arbeitstag noch so streng und lang, ohne dass er am späten Abend mit Josy und Hans das «Föifi» betete, ging er nicht ins Bett. Ferien machte Ätti mit über 50 Jahren zum ersten Mal. Mit Josy verbrachte er jeweils ein paar Tage in Sedrun. Das Südtirol und die wunderschönen Kanaren bildeten weitere Reiseziele. Später besuchte Ätti sogar zwei Mal seinen Sohn Pius mit Familie in Amerika. 

Im Laufe der Jahre zogen die Kinder aus und alle gründeten eigene Familien. Die Geburten seiner 19 Grosskinder bedeuteten Ätti viel. Auch gab es in einer solchen Grossfamilie immer mal wieder Feste zu feiern, an denen er zwar vorerst etwas widerwillig teilnahm. Im Nachhinein freute er sich dann jeweils doch sehr über das Wiedersehen und die vielen Begegnungen. Im Februar 2016 wurde sein erstes Urgrosskind Aline geboren, was ihn mit grossem Stolz erfüllte. Es war für ihn nicht selbstverständlich, dies in seinem hohen Alter erleben zu dürfen. 

Trotz vielen Freuden blieben ihm Schicksalsschläge nicht erspart. Der langsame Abschied von seinem ältesten Sohn Sepp machte ihm über Jahre hin zu schaffen. Die Diagnose einer schweren Krankheit bei seinem jüngsten Sohn Pius war nochmals ein schwerer Schicksalsschlag in seinen letzten Lebensmonaten. Pius musste seinem Vater nur ein halbes Jahr später in die Ewigkeit folgen. Es beschäftigte Sepp und stimmte ihn traurig, dass alle seine Geschwister vor ihm gestorben sind. Er selbst durchlebte einige kleinere Unfälle und Operationen, erholte sich aber immer rasch und erfreute sich bald wieder bester Gesundheit. Erst in den letzten zwei Jahren schränkte ihn das zunehmende Atemleiden immer mehr ein. Er hatte grosse Mühe, sodass er nicht mehr täglich in der Scheune mitarbeiten konnte. Trotzdem verrichtete er jeden Tag kleinere Arbeiten auf dem Hof und interessierte sich bis zuletzt für die Landwirtschaft. 

Ätti freute sich jedoch sehr, dass er immer noch sein eigenes Auto besass und so noch unabhängig bleiben konnte. In letzter Zeit fuhr er auch mal in den Schülenwald, um die heranwachsenden Tannen zu bestaunen und um gute Waldluft einzuatmen, was sein zunehmendes Atemleiden einen kurzen Moment linderte. Schweren Herzens hat er Ende 2016 freiwillig den Führerschein abgegeben. Am 5. Januar 2017, nach einer gemütlichen Jassrunde, hörte sein gutes Herz für immer auf zu schlagen. Nach einem erfüllten Leben durfte Sepp in jenem Haus sterben, in dem er vor fast 90 Jahren geboren wurde. Wir sind dankbar, dass wir Ätti so viele Jahre auf seinem Lebensweg begleiten durften und mit vielen schönen Erinnerungen wird er weiterhin in unseren Herzen bleiben. Dein Lebenskreis hat sich an der Seite von Josy für immer geschlossen – nun lassen wir dich ruhen. Die Zeit ist da, wir alle bleiben dir lieb und nah.