Nachruf


Das aktuelle WB-Gspröch

15. Januar 2018

Franz Lötscher-Baumeler

Wauwil

Droben bei der Waldegg, beim Sandloch, stand deine Wiege. Als zweites Kind wurdest du Franz, Bäbu, wie in aller Munde genannt, am 12. Februar 1934 deinen Eltern Marie und Franz Lötscher-Frei und deiner vier Jahre älteren Schwester Marie geschenkt. Ein Jahr später gesellte sich noch dein Bruder Alfred dazu.

Ihr drei verbrachtet zusammen mit euren Eltern die Jugendjahre neben der Luftseilbahn, die Sand vom Sandloch zur Glasi, ins Dorf, transportierte. Nach der Schulzeit wurde die eben erwähnte Glasi dein erster Arbeitgeber. 1952 kreuzte sich der Weg mit dem Weg eines jungen Mädchens namens Marie Baumeler. Am 12. September 1953 läuteten die Glocken der Klosterkirche in Sursee zur Hochzeit. Fünf Mädchen und vier Buben schenkte Mamme, wie sie liebevoll genannt wurde, das Leben. Ja, das junge Elternpaar war gefordert.

Deinen Arbeitsplatz bei der Gemeinde Wauwil, in der du dich sehr wohl gefühlt hast, musstest du nach einer Hüftoperation aufgeben. Nach einer Umschulung im Arbeitszentrum für Behinderte in Strengelbach konntest du deine mechanischen Fähigkeiten so richtig unter Beweis stellen.

1996 hast du dich vom Berufsleben verabschiedet. Dir wurde aber nicht langweilig. Im Gegenteil.

 

Bäbu, der Familienmensch. Ja, da war der grosse Tisch, an dem deine neun Kinder ihren Platz hatten. Zusammen mit Mamme hast du deine Mannschaft grossgezogen und zu Menschen gemacht, die heute alle mit ihren Familien im Leben stehen. Es war oft ein Chrampf für dich und Mamme, die hungrigen Mäuler zu stopfen. In den Sechzigerjahren hast du als Kleinbauer mit deinen Produkten den Mittagstisch bereichert. Ein schlimmer Tag war der 20. Dezember 1965, als in deinem Stall die Maul- und Klauenseuche ausbrach. Für dich und Mamme eine schwere und traurige Zeit. Für deine kleinen Kinder trotzdem eine weihnächtliche Zeit. Wurden doch Brigitte, Heidi, Franz, Beat, Rosmarie, René, Elisabeth, Hans und Vreni nach einer Weihnachtsaktion einer Luzerner Zeitung mit vielen süssen und nützlichen Sachen überrascht.

Die Jahre sind ins Land gezogen, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter gesellten sich an deinen grossen, runden Tisch. Die offene Tür und ein grosser Tisch, das waren Zeichen deiner Gastfreundschaft. Wie oft sind wir Stunden, Abende bei Spiel und Spass, bei Diskussionen und Gelächter zusammengesessen. Dass die Zeit vergeht, und wir älter werden, zeigen deine 19 Grosskinder und sieben Urgrosskinder. Du warst stolz auf sie, du hast sie alle in dein Herz geschlossen. Du warst ihr Bäbu, du warst ihr Star.

Du hast dich, du warst ja ein Nachtmensch, immer bereit erklärt, deine Grosskinder nach einem Fest zu jeder Nachtzeit sicher nach Hause zu bringen. Und diese Bereitschaft hast du in den letzten Jahren auch der Spitex Wauwil im Fahrdienst zur Verfügung gestellt.

Bäbu, der Tierfreund. Du warst ein begeisteter Imker. Vielen Interessierten hast du mit deinem Wissen das Handwerk der Bienenhaltung beigebracht. Viele von ihnen wollten deinen Honig auf dem Zmorgetisch nicht missen.

Bäbu, der Chüngeler. Mit jungen Jahren bist du der OG Schötz-Wauwil und Umgebung beigetreten. Du warst ein treues, ein aktives Mitglied.

Bäbu, der Schafzüchter. Stolz hast du dich gezeigt, wenn deine Schafe an Ausstellungen in vorderster Reihe standen.

Bäbu, der Fischer. Beim Fischen konntest du verweilen. Und Mamme bereitete uns oft feine, gefüllte Forellen zu.

Bäbu, der Hundezüchter. Stolz warst du auf deine Entlebucher Hündin Wendy. 29 Welpen brachte sie zur Welt und machte dich weltbekannt. Der Wendy-
Nachwuchs ist heute in Brasilien, Kanada, Holland, Deutschland und der Schweiz zu Hause.

Bäbu, der Musische. Zusammen mit deiner Tochter Brigitte und deinen Söhnen Franz und René musiziertest du in der Feldmusik Wauwil. Deine gesanglichen Fähigkeiten hast du auch dem Männerchor Wauwil zur Verfügung gestellt.

60 Jahre warst du Mitglied des Kirchenchors Wauwil-Egolzwil. Die letzten 12 Jahre zusammen mit Mamme. Deine Treue wurde 2007 mit der päpstlichen Medaille gewürdigt.

Bäbu, der Theaterspieler. Viele Jahre warst du beim VTW, beim Volkstheater Wauwil, vor und hinter der Bühne im Einsatz.

Bäbu, der Alphornspieler. So lange es deine Gesundheit zuliess, warst du mit deinem Alphorn auf den Plätzen, wo es gemütlich zu und her ging, an den Jodlerfesten, unterwegs.

Bäbu, der Sportliche. Du warst Mitglied der Feldschützen-Gesellschaft Wauwil. Dass du treffsicher warst, bezeugen die vielen Kränze. Ja, eine Kugel schieben mit deinen Kameraden vom Kegelklub Santenberg gehörte auch zu deinen sportlichen Aktivitäten.

Bei der Feuerwehr Wauwil gings auch sportlich zu und her. Mit deinem Einsatz konntest du den in Not geratenen Menschen helfen.

Auch im Artillerieverein ging es neben der Kameradschaftspflege sportlich zu. 

Etwas in die Jahre gekommen, warst du dann lieber der Mann an der Linie, vor dem Fernseher, der gerne seinen Kommentar am Spielfeldrand oder vor dem Bildschirm gab.

Und dann, der 20. November 2014. Ein Sturz zu Hause veränderte dein Leben. Nach einem Spitalaufenthalt in Sursee war es dir nicht mehr möglich nach Hause zurückzukehren. Aber im Mauritiusheim in Schötz wurdest du liebevoll umsorgt und gepflegt. Du warst auch dort schon bald de Bäbu.

Deine Kräfte haben dich immer mehr verlassen. Dass du in deiner eigenen Welt lebtest, dabei aber keinen gros­sen körperlichen Schmerz ertragen musstest, hat uns getröstet.

Am 5. September, einem Dienstagmorgen, bist du im Beisein von zwei deiner Töchter friedlich und still eingeschlafen.

Bäbu, du hast den Weg beendet auf dem wir noch wandern. Du bist uns so fern. In unseren Herzen aber bist du uns ganz nah. Bäbu, ruhe in Frieden.