Nachruf

04. Januar 2018

Alois Kunz-Zemp

Pfaffnau

Vati, hast du deine Wanderschuhe und die Karte schon bereit? Ja, das hattest du, jedoch für deine letzte Wanderung. Nach fast 78 Jahren hast du die Erde verlassen. Wir sind alle sehr traurig, dass du nicht mehr bei uns bist. Dankbar blicken wir auf eine schöne gemeinsame Zeit zurück.

Du wurdest am 25. September 1939 als zwölftes von 16 Kindern im Wisshubel, Hübeli/Hergiswil geboren. In dieser Grossfamilie aufzuwachsen, war für dich sehr bereichernd. Als 8-Jähriger bist du bereits das erste Mal Onkel geworden. Deine ganze Schulzeit hast du im Hübeli verbracht. Die Arbeit auf dem Bauernhof bereitete dir stets grosse Freude, deshalb hast du die Melkerprüfung gemacht und in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben gearbeitet. Du hattest eine ruhige und feinfühlige Art im Umgang mit Tier und Maschinen. Das Autofahren konntest du mit deinem eigenen VW Käfer lernen. Du lerntest sehr schnell, fühltest dich sicher, so bist du am Prüfungstag gleich selbst von zu Hause zum Treffpunkt gefahren.

Vor 51 Jahren hast du im Rössli in Wolhusen beim Tanzen deine Frau fürs Leben kennengelernt, dein Rösi, eine flotte Entlebucherin. Ein Jahr später, am 10. Oktober 1967, habt ihr im Luthern Bad geheiratet. Nach der Hochzeit seid ihr nach Alikon ins Freiamt umgezogen, wo du auf einem Grossbetrieb arbeitetest. Dort kam 1968 deine erste Tochter Judith auf die Welt. Es zog euch aber wieder ins Luzernische, so seid ihr 1969 nach Pfaffnau gekommen. Du erhieltest in Strengelbach eine Anstellung als Schreiner in einer Möbelfabrik. 1970 erblickte deine zweite Tochter Regina das Licht der Welt.

Die Landwirtschaft faszinierte dich weiterhin, durch Milchkontrolle und Zuchtbuchführung fandest du die Nähe zu den Bauern und den Tieren. Ein grosser Schritt war der Hausbau 1975. Mit Unterstützung deiner beiden Töchter bautest du einen Hasenstall und hast Tablar-Kühe gekauft. Deine Hasen bekamen nicht bloss Wasser und Futter, sondern auch eine Wohlfühloase mit Naturerlebnis am Bach. 

1976 wurde dein Sohn Meinrad geboren und 1978 war die Familie mit deiner dritten Tochter Irene komplett. Du warst ein liebenswürdiger Vati, wir hatten dich alle sehr lieb. Gemeinsames Mittagessen war dir wichtig, deshalb bist du jeden Mittag von Strengelbach nach Hause und nach dem Essen und einem Mittagsschlaf wieder zur Arbeit gefahren. Ab und zu hast du uns Kinder an einem Samstag in die Möbelfabrik mitgenommen, wir haben heute noch den Geruch von Holz und Leim in unseren Nasen. Verantwortungsvoll und pflichtbewusst arbeitetest du dich zum Abteilungsleiter des Maschinensaals hoch.

Mit Organisationstalent, Charme und Taktik gelang es dir, für Viehschauen, Milchkontrollen oder Wanderungen deine ganze Familie einzuspannen. Dein geselliges Gemüt konntest du auch im Jodlerclub Roggliswil ausleben. Zuerst spieltest du im Theater und später sangst du im Club mit. Bei einigen Theaterstücken führtest du sogar Regie. Es bedeutete dir sehr viel, dass wir einmal alle mitspielten. Für dich war es eine grosse Freude, den Club acht Jahre als Präsident zu führen und als Veteran geehrt zu werden.

Deine Arbeit und deinen Humor schätzte man auch im Pfarreirat, in der Schulpflege, der CVP, der Männerriege und der Schützengesellschaft. Besonders geehrt hat dich das Amt als Pfarreirats-Präsident. Du warst 1991 der erste Hauswart der neuen Mehrzweckhalle Mülimatt. Mit grossem Engagement pflegtest du die Halle und es wurde bald dein zweites Zuhause. Mueti unterstützte dich und arbeitete fleissig mit.

Mit dem Posthalter-Ehepaar Graf verbrachtet ihr oft gemeinsam eure Ferien, wie früher mit uns Kindern am liebsten in den Bergen. Abends einen zünftigen Jass klopfen, das durfte natürlich auch nicht fehlen. Eine besondere Reise war der Flug nach Rom, wo ihr gemeinsam den Vatikan besuchtet.

Die Familie vergrösserte sich stetig, unsere Partner hast du auch rasch ins Herz geschlossen. Zum ersten Mal Grossvati wurdest du von Michael. Er begleitete dich früh in die Mülimatthalle und half bei den Hasen mit. Als Verstärkung kamen später noch Jeannine und die drei Stammhalter Dominik, Noah und Elija dazu. 

Haus und Garten hieltest du gemeinsam mit Mueti vorbildlich in Schuss. Grosskinder hüten, Theater spielen, Sense dengeln, alles machtest du mit grosser Freude und viel Liebe. Bloss in der Küche fandest du dich nicht so zurecht. Du hättest nur den Backofen ausschalten müssen, weil noch Zöpfe im Ofen waren. Der Backofen piepst, doch wo ausschalten? Wie immer wusstest du dir zu helfen und nahmst einfach die Sicherung raus.

Die Pensionierung 2004 hiess für dich nicht Ruhestand, nein, du bist den aktiven Senioren beigetreten. Du nahmst die Bezeichnung «Aktive Senioren» wörtlich, bist Kassier und Wanderleiter geworden und das alles ohne Computer. Bis zum Schluss machtest du noch Spitex-Fahrdienst und verteiltest Mahlzeiten, deine humorvolle und angenehme Art kam bei allen immer sehr gut an. Uns Kinder und später auch deine Grosskinder nahmst du gerne mit zur Milchkontrolle oder zum Wasseruhren ablesen.

Am 14. September hörte dein Herz plötzlich auf zu schlagen. Es ist sehr schwer, so unerwartet Abschied nehmen zu müssen. Ein Trost für uns ist, dass wir einen so herzensguten Ehemann und Vati haben durften. 

Liebe Alois, liebe Vati, mer danket der. Bhüet di Gott.

Deine Familie